: Gespräche geplatzt, Warnstreiks geplant
■ Metalltarifverhandlungen auch in Hessen ausgesetzt / Wenig Hoffnung für Verhandlungen in Bayern / Heute endet bei den Metallern die Friedenspflicht // Audi: Weniger Arbeit, weniger Lohn
Sulzbach (AP/taz) – Einen Tag vor Auslaufen der Friedenspflicht sind gestern in Sulzbach im Main- Taunus-Kreis auch die Metalltarifverhandlungen für den Bezirk Hessen ausgesetzt worden. Die IG Metall und die Unternehmer vereinbarten keinen neuen Verhandlungstermin für die 320.000 Beschäftigten in dem Bezirk. Es habe keine Annäherung gegeben, teilten beide Seiten mit. Die Verhandlungen für die 730.000 Beschäftigten in Bayern begannen gestern nachmittag in Augsburg. In beiden Bezirken fordert die IG Metall Lohn- und Gehaltserhöhungen um 5,5 Prozent, ist aber bei Vereinbarungen über Beschäftigungsgarantien zu erheblichen Abstrichen bereit. Die Arbeitgeber wollen Personalkostensenkungen um rund 10 Prozent durchsetzen. Beobachter erwarteten, daß nach festgefahrenen Beratungen in vielen anderen Tarifbezirken auch in Bayern kein Durchbruch erzielt wird. Die IG Metall drohte zu Beginn der Verhandlungen mit Wanstreiks in 250 bis 300 Betrieben, falls die Gespräche scheitern sollten.
Bislang haben Arbeitgeber und Gewerkschaft noch in keinem Tarifgebiet einen neuen Verhandlungstermin vereinbart. Für die kommende Woche kündigte die IG Metall Warnstreiks an, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. Nach IGM-Angaben weigerten sich in Hessen die Arbeitgeber, einen neuen Termin anzusetzen. Die Arbeitgeber begründeten die Weigerung mit den angedrohten Warnstreiks, die Gewerkschaft erklärte, die Arbeitgeber kalkulierten bewußt einen Streik ein.
Audi: Weniger Arbeit, weniger Lohn
Ingolstadt (dpa) – Durch Senkung der Arbeitszeit um 10 Prozent und voraussichtlich Lohnkürzungen sollen bei der VW-Tochter Audi AG in Ingolstadt (Bayern) 3.000 Arbeitsplätze gerettet werden. Eine grundsätzliche Einigung zwischen Vorstand und Betriebsrat über die Senkung der Arbeitszeit von 36 auf 32,4 Stunden pro Woche für die 33.000 Audi-Mitarbeiter sei bereits erzielt worden, sagte ein Unternehmenssprecher gestern. Die geplante Vereinbarung solle die Arbeitsplätze über die nächsten drei Jahre – bis 1996 – sichern und betriebsbedingte Kündigungen ausschließen. Die Arbeitszeitverkürzung gilt voraussichtlich vom 1. April dieses Jahres an.
Strittig sei aber noch die Höhe der Lohnkürzung. Während die Unternehmensleitung eine Reduzierung um 10 Prozent erreichen will, strebt der Betriebsrat geringere Einkommenseinbußen an. Der Sprecher des Audi-Betriebsrates, Hansjoachim Werner, sagte, es werde unter dem Eindruck des Produktionseinbruchs und der Arbeitsplatzsicherung verhandelt. Die Produktion war 1993 nach vorläufigen Zahlen um 30,7 Prozent auf 341.000 Fahrzeuge zurückgegangen.
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