: IG Metall macht mobil
■ Warnstreiks in der kommenden Woche
Die Metallindustrie steuert geradewegs auf einen Arbeitskampf zu: Nachdem am Montag die letzte Verhandlungsrunde im Tarifgebiet ohne neuen Termin auseinandergegangen ist, stellt sich die Gewerkschaft nun auf eine harte Auseinandersetzung ein. Gestern lief der Termin für die Friedenspflicht ab, gestern kündigte die IG Metall in Bremen für die kommende Woche Warnstreiks an, „um die Arbeitgeber wieder an den Verhandlungstisch zu bringen“, sagte der IGM- Bevollmächtigte Manfred Muster. Die Forderungen: 5,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt, pauschal 80 Mark mehr für die Auszubildenden, deren Übernahme in den Betrieb für mindestens ein halbes Jahr und, was den Gewerkschaftern das wichtigste ist, Beibehaltung des Manteltarifvertrages. Den haben nämlich die Arbeitgeber gekündigt, inklusive aller Urlaubs- und Arbeitszeitregelungen und vor allem der Verabredungen über die Altersversorgung.
Ihr Betrieb ist im vergangenen jahr schwer gebeutelt worden, erzählt Dagmar Muth, Betriebsrätin bei Atlas Elektronik. „Die Unsicherheit geht um“, doch der Glaube, daß über Lohnverzicht Arbeitsplätze zu retten seien, geht den ArbeitnehmerInnen langsam verloren. Trotz er Schwierigkeiten im Betrieb seien die KollegInnen kampfbereit. Mit der Kündigung des Manteltarifs hätten die Arbeitgeber den Bogen überspannt, sagt Udo Richter, Betriebsrat bei Mercedes, über die Stimmung unter seinen KollegInnen: „Das kann doch nicht angehen, daß die mit einem federstrich all das infrage stellen, was wir lange erkämpft haben.“ Die Verunsicherung bei der Altersversorgung scheint die Belegschaften zu mobilisieren.
Die MetallarbeitgeberInnen hätten in den Verhandlungen nur dieselben Papiere vorgelegt, wie die in den anderen Bezirken auch, sagt der MNetallerf Muster: „An der langen Leine von Gesamtmetall.“ Mehr als pauschale Bemerkungen über die angepeilte Spannweite der Kostensenkung hätten die ArbeitgeberInnen nicht gemacht. Was sie sich denn konkret vorstellten, dazu hätten sie kaum etwas gesagt. Die Befürchtung der Gewerkschafter: eine Arbeitszeit- und Urlaubsregelung, die mit einer obligatorischen Jahresstundenzahl arbeitet. Die würde dann so hoch angesetzt, daß damit die Lohnzuschläge faktisch abgeschafft würden.
Allein im Unterweserbezirk, zu dem Bremen und Bremerhaven inklusive Speckgürtel gehören, sind rund 50.000 Menschen in den tarifgebundenen Betrieben der Metallindustrie beschäftigt, ohne das Handwerk, ohne die Stahlbranche. In diesen Betrieben laufen die Vorbereitungen auf einen Arbeitskampf auf Hochtouren. Dabei ist die Gewerkschaft guten Mutes: Wie alle anderen Gewerkschaften hat auch die Bremer IG Metall Mitglieder verloren, im letzten Jahr rund 700 von 40.000, aber trotzdem hat sich der Organisationsgrad in den Betrieben erhöht. Der Grund: Ausgetreten ist vor allem, wer arbeitslos geworden ist. Die noch Arbeit haben, klammern sich umso mehr an die Gewerkschaft. J.G.
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