: Unterm Strich
Nun ist's heraus: Max Ophüls' Sohn Marcel Ophuls hat seine Drohung wahr gemacht und verlangt, daß der Name seines Vaters nicht länger für das in Saarbrücken stattfindende Filmfestival verwendet wird. Er begründete sein Verlangen mit Angriffen des saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine gegen ihn. „Die demagogische und chauvinistische Reaktion von Lafontaine bestärkt mich in meiner Entschlossenheit, ihm künftig, wenn nötig, auf dem Gerichtswege die Verwendung des Namens meines Vaters zu untersagen“, heißt es in der Erklärung vom Wochenende. Vorangegangen war die Forderung von Marcel Ophuls, auf eine Vorführung der Produktion „Beruf Neonazi“ von Winfried Bonengel im Programm des diesjährigen Filmfestivals in Saarbrücken zu verzichten, weil der Film ohne Distanzierung jungen Neonazis eine Verbreitung ihrer Ansichten erlaube. Lafontaine hat im Zusammenhang mit den Diskussionen um die dann auch erfolgte Absetzung dieses Films von „Meinungsterror“ gesprochen und gesagt, es würde „höchste Zeit, daß die alten Opfer des Nazismus und ihre Familien aufhörten, sich ständig zu beklagen“. Si tacuisses. (Klappe, Oskar.)
Unterdessen hat in Berlin die Regisseurin Katja von Garnier für ihren Film „Abgeschminkt“ den „Ernst-Lubitsch-Preis“ (beste komödiantische Leistung im deutschsprachigen Film) erhalten. Der Film hat über eine Million Zuschauer gefunden.
Die Pariser sind der Aufforderung des Hofzynikers Jean Baudrillard gefolgt: Wenn ihr gegen das Centre Pompidou seid, geht hin! (Und bringt es zum Einsturz!) Der ständige Besucherstrom hat dem Kunst- und Kulturzentrum Georges Pompidou in Paris im Laufe der Jahre so zugesetzt, daß es für umfangreiche Instandsetzungsarbeiten voraussichtlich zumindest teilweise geschlossen werden muß.
Das 1977 eröffnete Haus wurde für 7.000 Besucher pro Tag konzipiert. Heute strömen 25.000 Menschen täglich ins Zentrum, das unter anderem eine bedeutende Bibliothek besitzt. Dadurch hat sich die Abnutzung unerwartet beschleunigt, auch wenn noch keine Gefahr für das Gebäude und die Besucher besteht.
Untersucht wird zur Zeit, wie die überwiegend technischen Schäden, von denen einige noch aus der Bauzeit stammen, behoben werden können. Zudem will man das Zentrum besucherfreundlicher gestalten. Die Kosten sollen sich nach ersten Schätzungen auf 120 Millionen Mark belaufen.
Am Samstag ist in Jerusalem, im Alter von 64 Jahren, der israelische Romancier und Lyriker Pinchas Sadeh gestorben. In Polen geboren, ist Sadeh bereits 1934 mit seinen Eltern nach Palästina gekommen. Der Zionismus war sein großes Thema. Hierzulande ist er aber eher durch seine bei Hanser erschienene Sammlung von „Märchen und Legenden der Juden“ bekannt: „König Salomos Honigurteil“.
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