: Unterm Strich
Ob nun mit oder ohne Segen des Sohnes — der Max-Ophüls-Preis geht in diesem Jahr an Denis Rabaglia und seinen Film „Scheinschwangerschaft“ (im original „Grossesse nerveuse“). Laut Jury sei es dem Regisseur mit seinem Erstlingswerk gelungen, eine „zeitgermäße, unterhaltsame und intelligente Komödie“ zu schaffen, was man von anderen Filmen wie Jörg Buttgereits Massenmörderpsychogramm „Schramm“, Uwe Bolls „Amoklauf“ oder Tom Tykwers Depressions-Studie „Die tödliche Maria“ nicht behaupten kann. Immerhin bekam Tykwer dennoch den mit 2.000 DM dotierten Preis der „Saarbrücker Zeitung“ zugesprochen, weil deren Leserjury es so gewollt hatte.
Auch Fernseh-Ekel „Motzki“ ist geehrt worden: Der Schauspieler Jürgen Holtz wurde mit dem Eysoldt-Preis in Höhe von 20.000 DM für seine Leistung in der Inszenierung des Rainald Goetzschen Ein-Personen-Exorzismus „Katarakt“ ausgezeichnet, daß er am Frankfurter Schauspiel gespielt hatte. Bereits im vergangenen Jahr war er durch die deutsche Theater-Kritik aus demselben Anlaß bereits zum Schauspieler des Jahres gewählt worden. Kein Wunder, daß der sonst eher leer dreinblickende Miesmuffel vom ersten Fernsehprogramm auf den Bühnenbrettern als Charakterdarsteller beschimpft werden darf.
Wo wir uns schon mit Motzki im echt-berlinerischem Miljöh, wenn auch nicht Zille sein, bewegen: Die Diseuse Georgette Dee wird dieses Jahr mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet. Sie bekommt den Preis in der Sparte Chanson / Lied / Musik, weil sich ihre Chansons „zwischen herzzereißender Naivität und galliger Frivolität“ bewegen. Das Leben in der Berliner Schwulenszene scheint der umtriebigen Georgette indes zu anstrengend geworden zu sein. Inzwischen hat sie sich in die Lüneburger Heide zurückgezogen, wo sie geboren wurde, einmal damals, als wer auch immer.
Wer die lieben Kleinen auf Gesangskurs bringen will — die Regensburger Domspatzen suchen Nachwuchs. Zum Schuljahresbeginn 1994/95 werden interessierte Jungen in die Internatsvolksschule oder ins eigene Musikgymnsium aufgenommen. Dort lernen sie neben Humanismus und Neusprachlichem mindestens ein Instrument spielen. Kostenlos. Und wenn's gutgeht, kann man sie dann später bei Carolin Reiber sehen, unstimmgebrochen versteht sich.
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