Wüsten wachsen weiter

■ Keine Annäherung bei UN-Wüstenkonvention

Berlin (taz) – In New York ging am Freitag die dritte UN-Verhandlungsrunde über eine Wüsten-Konvention zu Ende, ohne daß es zu einer Einigung bei den strittigen Fragen kam. Die Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung soll den Klima- und Artenvielfalts-Konventionen folgen, die 1992 auf der Rio-Konferenz für Umwelt und Entwicklung verabschiedet wurden. Bis Juni sollen sich die Regierungen und Nicht-Regierungsorganisationen auf ein Dokument einigen.

Über 300 Millionen Hektar Acker- und Weideland, achtmal die Fläche Deutschlands, werden bis zum Jahr 2000 durch falsche Bewässerung, Übernutzung oder Klimaveränderung zu Wüsten geworden sein. Ein Sechstel der Weltbevölkerung leidet darunter. Die Konvention sieht vor, daß zunächst in den betroffenen Ländern nationale Aktionsprogramme ausgearbeitet werden, auf denen konkrete Maßnahmen aufbauen – etwa Aufforstung, Schutzbarrieren gegen Erosion oder verbesserte Bewässerungsmethoden.

Strittig ist jedoch die Finanzierung. Die betroffenen Länder fordern die Einrichtung eines eigenen Fonds. Georg Lührs vom Bonner Entwicklungsministerium (BMZ) erklärt demgegenüber die Haltung der Industrieländer: Es genüge, wenn die vorhandenen Entwicklungshilfemittel aufbauend auf den nationalen Aktionsprogrammen gezielter gegen die Wüstenbildung eingesetzt würden.

Der zweite Streitpunkt betrifft die Regionen, die in den Genuß der Maßnahmen kommen. In Rio hatten sich die Verhandlungspartner darauf geeinigt, sich „vordringlich“ mit dem afrikanischen Kontinent zu beschäftigen. Aus Asien und Lateinamerika kommen dagegen jedoch Proteste.

Drittens wollen die Entwicklungsländer erreichen, daß die Wüstenbildung als globales, nicht als separates Problem angegangen wird. Wesentliche Ursachen dafür seien Klimaveränderung und Armut. Auch weltwirtschaftliche Aspekte könnten nicht ausgeblendet werden. Für den Anbau von landwirtschaftlichen Produkten für den Export etwa würden die besten Böden genommen; für den Eigenbedarf müsse die Bevölkerung auf immer kargere Böden ausweichen, die durch die Übernutzung bald verlorengingen, erläutert Peter Mucke, Leiter der regierungsunabhängigen Projektstelle Umwelt und Entwicklung. Für die westlichen Geberländer kommt es jedoch nicht in Frage, die Maßnahmen auf die Armutsbekämpfung auszuweiten, denn dafür sei kein Geld da.

„Es ist völlig unverständlich, daß die meisten europäischen Staaten die Ausbreitung der Wüsten als ein Problem der Entwicklungsländer ansehen. Die Europäer müssen endlich erkennen, daß Klimaveränderungen und die Abholzung der Wälder auch eine Konsequenz der Wirtschaftsweise des Nordens sind“, so Muckes Kommentar zur Haltung der Industrieländer. Nicola Liebert