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Erregte Gemüter in der Hölle Nord

■ In einem ruppigen Spiel siegt Handewitt gegen Großwallstadt

Es gibt wenig Situationen, in denen ein Handballer so richtig sauer wird. „Schließlich spielen wir hier nicht Schach“, ist die gängige Erklärung der Ballwerfer, wenn es um den Ruf dieses Ballspiels als härteste Mannschaftssportart geht. Es wird gerupft, geschubfst, geklammert. Egal, schlimmstenfalls gibt es halt zwei Minuten.

Trotzdem waren die Gemüter der 14 Akteure und 3.500 Zuschauenden bei dem 22:14-Sieg der SG Flensburg-Handewitt gegen den TV Großwallstadt am Donnerstag abend höchst erregt, als in der ersten Halbzeit der Großwallstädter Bernd Roos dem Handewitter Torhüter Jan Holpert den Ball an den Kopf warf. Das ist zwar kein Regelverstoß, widerspricht aber dem selbstauferlegten Fairplay der Handballerzunft. Überhaupt zeichnete sich die erste Spielhälfte dieser Partie durch allerlei Ruppigkeiten aus. So mußte der Flensburger Rückraumspieler Jörgensen wegen eines ausgekugelten Fingers ausgewechselt werden. Insgesamt 14 Minuten durften Großwallstädter Spieler aufgrund von Zeitstrafen dem Geschehen von der Bank aus folgen, die Flensburger brachten es auf vier Zeitstrafen a zwei Minuten.

Durch diesen Sieg bleibt die SG Flensburg-Handewitt weiterhin in unverhofft hohen Tabellengefilden und bleibt so dem THW Kiel, der TV Niederwürzbach und der SG Hameln dicht auf den Fersen.

Die Garanten für den Erfolg der Gastgeber waren Rainer Cordes (9 Tore) und Nationaltorhüter Jan Holpert, der vier Siebenmeter hielt und so auf insgesamt 26 gehaltene Strafwürfe in nur 18 Spielen kommt.

Dramaturgisch bot nur die durch Kampf gezeichnete 1.Halbzeit den Handballfanatikern in der Flensburger Fördehalle etwas. „Die Hölle Nord“, so die etwas martialische Bezeichnung dieser Spielstätte, war in der zweiten Spielhälfte ein Ort des selbstbesoffenen Jubilierens. Verständlich, denn vor dieser Spielzeit hatte niemand die ballwerfenden Nordlichter in solchen Tabellenregionen vermutet.

kader

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