Nette WG mit Dioxin, Weichmachern und Asbest

■ Wer PVC in Böden, Fenstern oder Jalousien nicht meidet, holt sich zahlreiche Giftstoffe in die Wohnung / Schon Produktion und Transport bergen enorme Gefahr

Nicht nur bei Jalousien ist PVC nach wie vor üblich: Vor allem Fußböden und Fenster werden noch immer aus dem Kunststoff hergestellt, der eine Vielzahl von giftigen Zusatzstoffen enthalten muß, um überhaupt verarbeitet werden zu können. Das Rohmaterial ist licht- und hitzeempfindlich.

„Damit PVC der UV-Strahlung standhält, setzen die Produzenten tonnenweise gefährliche Schwermetallverbindungen aus Blei und Cadmium zu“, so die Greenpeace- Broschüre „Es geht auch ohne PVC“. Auch Weichmacher, die für Lamellen und Böden benötigt werden, sind mehr als umstritten. Der häufigste, DEHP, steht im Verdacht, krebserregend zu sein.

Dieser Verdacht hat sich für Asbest längst bestätigt; schwierige Sanierungen verschlingen mittlerweile Millionen. Doch dank der Kunststoffböden ist Asbest auch in zahlreichen Privatwohnungen zu finden: Bis 1984 wurde quadratkilometerweise PVC mit einer Rückseite aus Chrysotil-Asbest verlegt. Das war lange ungefährlich, war der Stoff doch verklebt. Nun aber bröseln die Böden.

Dabei allerdings lösen sich die Fasern – der Staub ist krebserregend. Fachkundige Entsorgung ist jedoch teuer; wegen der benötigten Geräte und der Schleusen, die während der Sanierung errichtet werden müssen, kann die Entsorgung selbst bei kleinen Räumen über 10.000 Mark kosten.

Doch auch ohne Asbest-Rücken ist PVC gefährlich, denn bei der Verbrennung wird Dioxin freigesetzt. Filter in Müllverbrennungsanlagen beruhigen da wenig, denn bei einem Wohnungsbrand können diese natürlich nicht helfen, laut Greenpeace kommt es zu erheblichen Verseuchungen:

„So hat im Jahr 1988 ein PVC- Kabelbrand bei der Telekom-Zentrale in Düsseldorf, den die Feuerwehr mit nur zehn Litern Wasser löschen konnte, ein ganzes Gebäude mit Dioxinen verseucht. Erst nach drei Jahren Sanierungsarbeit und Kosten von 20 Millionen Mark konnte das Gebäude 1991 wieder bezogen werden.“

Unsinnig seien Fenster aus PVC auch, da sie sich kaum reparieren ließen. Holz sei die ökologische Alternative, zumal es Luftaustausch ermögliche und so zum gesunden Raumklima beitrage. Und während „bei Holzfenstern noch nach 50 Jahren ein Überholen möglich ist, bleibt bei PVC-Fenstern oft nur der Austausch“.

Die Verbraucherzentrale rate schon seit Jahren von PVC ab, erklärt Heide Barthelmis, Wohnberaterin am Wittenbergplatz: „Das ist ein Ausgangsstoff, der schon in der Herstellung zu erheblichen Gesundheitsbelastungen führt.“ Außerdem sei noch immer keine produktgerechte Entsorgung möglich, „trotz gegenteiliger Behauptung der Industrie“. Doch während sie die Rechtfertigungen der Hersteller beinahe noch verstehen könne, kritisiert die Innenarchitektin die Berliner Regierung: „Das PVC-Verbot im öffentlich geförderten Wohnungsbau wird mehr und mehr aufgeweicht.“ ca