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Kein Nato-Schutz für Bürger Sarajevos

■ Tod bei Möserangriff / Sicherheitsrat warnt Kroatien

Sarajevo/Berlin (dpa/taz) – Wenige Stunden nach Übungsflügen der Nato über Sarajevo sind acht BürgerInnen der bosnischen Hauptstadt bei einem Mörserangriff ums Leben gekommen. Beobachter bezeichneten das Blutbad im Stadtteil Dobrinja als das schlimmste seit den serbischen Artillerieangriffen vom Jahresbeginn. Damals waren 17 Menschen getötet worden. Bis kurz vor dem Angriff war es in dem von serbischen Truppen eingekreisten Stadtteil so ruhig gewesen, daß sich erstmalig seit Tagen Schlangen an den Verteilungsstellen für Lebensmittel gebildet hatten.

Derweil droht der UN-Sicherheitsrat in New York der exjugoslawischen Republik Kroatien mit „ernsten Maßnahmen“ für den Fall, daß die Regierung in Zagreb ihre zwischen 3.000 und 12.000 Soldaten in Bosnien nicht bis zum 17. Februar zurückzieht. Die Anwesenheit der kroatischen Armee in der Nachbarrepublik sei ein „feindseliger Akt gegen ein UN- Mitglied“. Wirtschaftssanktionen wurden entgegen den Wünschen der bosnischen Regierung nicht beschlossen. Bundeskanzler Helmut Kohl schloß sich in einem Interview mit Sat.1 der Kritik an. Die hauptsächlich auf deutsches Drängen erfolgte frühe Anerkennung Kroatiens wertete Kohl weiterhin als ein Erfolg, die Nichteinhaltung der damaligen Versprechen der Zagreber Regierung allerdings sei „ein Skandal“. Die Bundesregierung werde Staaten, die für gewaltsame Gebietsveränderungen verantwortlich seien, nicht unterstützen.

Die Öffnung des Flughafens von Tuzla für Hilfsflüge scheint unterdessen erneut fraglich. Nachdem sich die serbischen Belagerer und Vertreter der UN-Schutztruppen (Unprofor) am Donnerstag abend auf eine Überwachung der Anlage durch russische Beobachter geeinigt hatten, teilte gestern in Belgrad ein Offizier der Armee Rest-Jugoslawiens mit, die bosnischen Serben bestünden nun doch auf der Kontrolle des Flugplatzes durch ihre eigenen Truppen. EU- Unterhändler Lord David Owen hatte die Einigung zuvor begrüßt und – nur nebenbei – angemerkt, die UN-Sanktionen gegen die beiden Rest-Jugoslawien könnten „nicht ewig dauern“.

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen vermeldete derweil, daß selbst eine reibungslose Versorung mit Hilfsgütern für viele Kinder in Bosnien keine Hilfe mehr sei. Eine Untersuchung an 1.500 Kindern in Sarajevo habe ergeben, daß bis zu 30 Prozent der Elfjährigen an schweren Depressionen leide. Jedes vierte Kind halte das Leben nicht für lebenswert. rr

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