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The Queen is not amused Von Ralf Sotscheck

Das Leben der britischen Königin war ja in letzter Zeit auch zu ruhig gewesen. Da war so etwas wie der „Luftangriff auf den Buckingham- Palast“, wie die britische Presse es nannte, zu erwarten gewesen: Am Samstag früh tauchte ein halbnackter Paraglider über London auf, umkreiste den Palast minutenlang und landete schließlich auf dem Dach. Dort zog er sich die Hosen aus – und siehe da: Er war bis zur Hüfte grün angemalt. Bei seiner Verhaftung stellte sich heraus, daß es sich bei dem ungebetenen Besucher um den US-Amerikaner James Miller alias „Fan Man“ handelte, der im vergangenen November beim Boxkampf zwischen Riddick Bowe und Evander Holyfield in Las Vegas im Ring gelandet und von den Zuschauern bewußtlos geschlagen worden war. Königin Elisabeth reagierte gelassener und lehnte es angeblich ab, Luftabwehrkanonen auf dem Buckingham-Dach installieren zu lassen.

Ohnehin kann die Queen froh sein, daß sie überhaupt ein Dach über dem Kopf hat. Sonst hätte ihr das Finanzamt nämlich nicht bescheinigen können, daß sie über einen festen Wohnsitz in Großbritannien verfügt und britische Staatbürgerin ist. Diese Bescheinigung ist bares Geld wert: Vor einem halben Jahr hat „Enharmonic“, ein Pferd der Queen, beim Rennen im spanischen San Sebastian umgerechnet etwa 150.000 Mark gewonnen. Der Veranstalter wollte das Geld zunächst jedoch nicht herausrücken, weil er ohne königliche Wohnsitzbescheinigung gegen die spanisch- britische Steuerkonvention verstoßen und Ärger mit dem Finanzamt bekommen hätte, wie er behauptete. Es war deshalb bereits zu diplomatischen Verwicklungen gekommen. Die Queen hat bei der Sache Schwein gehabt: Erst im vergangenen Jahr hat sie sich dazu entschlossen, freiwillig Steuern auf einen kleinen Teil ihres Einkommens zu zahlen. Bis dahin war sie den britischen Steuerbehörden unbekannt und hätte den spanischen Gewinn nicht einstreichen können. Dabei kann die Queen das Geld gut gebrauchen, sind doch nicht alle Menschen so ehrlich wie sie selbst. Besonders die Ausländer sind korrupt, wie der Tory-Rechtsaußen Michael Portillo feststellte (siehe Seite 8). Elisabeth mußte das am eigenen Leib erfahren. 1978 hatte sie den rumänischen Staatschef Nicolae Ceaușescu zum Ritter ehrenhalber geschlagen – auf Empfehlung des damaligen Außenministers David Owen, der sein immer noch hervorragendes Urteilsvermögen zur Zeit in Bosnien unter Beweis stellt. Nach Ceaușescus eher unrühmlichem Ende wurde ihm die Ritterwürde posthum aberkannt, doch die rumänischen Behörden haben die goldenen Insignien bis heute nicht herausgerückt. Sie können sie nicht finden, beteuerte der rumänische Botschafter in London händeringend. Immerhin handelt es sich dabei um einen mit goldenen Rosen und Saphiren verzierten Kragen, mit dem „ein fettes Parteimitglied wahrscheinlich auf Partys vor seinen Freunden herumstolziert“, wie der Botschafter vermutet. Die Rumänen sollten sich ein Beispiel an der Queen nehmen: Sie hat gleich nach der rumänischen Revolution den „Stern der sozialistischen Republik Rumänien erster Klasse“, den ihr Ceaușescu geschenkt hatte, an die rumänischen Behörden zurückgeschickt.

Vielleicht hätte sie ihn ja statt dessen auf dem Dach installieren lassen sollen – zur Irreführung bei Luftangriffen.

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