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„Flagge für ein stolzes Schiff“

■ Schulschiff Deutschland soll überholt und nach Vegesack verlegt werden

Das Schulschiff Deutschland nicht länger vor sich hingammeln. Erst soll es für dreieinhalb Millionen Mark wieder in Schuß gebracht und dann verlegt werden. Ein „attraktiver neuer Liegeplatz“ ist auch schon gefunden: der Vegesacker Hafen. Für die Finanzierung will jetzt ein prominent besetztes Kuratorium dem Schulschiffverein unter die Arme greifen. Mit dabei: Handelskammerpräsident Josef Hattig, Fußballehrer Otto Rehagel und Showmaster Hans-Joachim Kuhlenkampff. Eine bundesweite Spendenaktion unter dem Motto „Flagge zeigen für ein stolzes Schiff“, soll dazu beitragen, daß die benötigte Summe so schnell wie möglich zusammenkommt.

Zur Zeit liegt das Schiff knapp unter der B75 an der Weser und dient 13 angehenden Matrosen als Schule und Internat. Dort rottet es versteckt hinter Woltmershauser Speditions- und Lagereibetrieben vor sich hin. Als der Oldtimer im Winter 1987 durch losgerissene Frachtfähren schwer beschädigt wurde, dachten Senat und Schulschiffverein schon einmal über eine „generelle Runderneuerung“ nach. Doch angesichts der Kosten von damals rund drei Millionen Mark wurde das Thema schnell wieder zu den Akten gelegt.

Damit der neue Plan für das „stolze Schiff“ (Gorch-Fock-Kapitän a.D. Hans-Friedrich von Stackelberg) die Bevölkerung auch erreicht, soll ein Video gedreht und verbreitet werden. Und der Nordbremer Werftbesitzer Friedrich Lürssen will einen Teil seines Firmengeländes für das Schulschiff hergeben. Doch bevor es dazu kommt, müssen noch viele Fragen geklärt werden. Was zum Beispiel wird aus den Internatsschülern, wie soll das bis heute brachliegende Lürssengelände gestaltet werden und was soll künftig in dem runderneuerten Schiff stattfinden?

Der Plan des Kuratoriums steht: „Für die Schüler wird es in der Lürssenwerft Unterrichtsräume geben, daß Gelände muß nur begrünt werden, und für das Schiff ist eine Mischnutzung als Internat und Werkstatt sowie als Museum vorgesehen“, so Ulrich Nölle in seiner Funktion als Vorsitzender des Bremer Verkehrsvereins.

So leicht, wie es sich der CDU-Politiker vorstellt, läßt sich der Plan nicht verwirklichen. Für die erforderlichen Umbauten auf dem Lürssengelände gibt es bis heute „keine technischen Planungen“, gibt Claus Jäger zu. Und selbst wenn es der Initative gelingt, die erforderlichen 3,5 Millionen Mark einzusammeln, können die aufwendigen Arbeiten an Masten, Deck und Takelagen nur während der Sommermonate durchgeführt werden. Jäger: „Die Zeit drängt“.

Doch wie es aussieht, ist für das Schulschiff hohe Spendenbereitschaft zu erwarten. In Woltmershausen hat sich schon eine weitere Initative gebildet. Hubert Erjawetz und Silvia Heißenhuber unterstützen das Projekt mit ihrer Druckerei. Zugunsten der „Deutschland“ sollen T-Shirts und Sweat-Shirts mit selbstentworfenem Motiv verkauft werden. Nina Jeglinski

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