: Gar nicht grün
■ Der Vorsitzende der „Initiative Regenwald“ liegt mit „Rettet den Regenwald“ im Clinch Von R. Hoffmann
Nach außen gibt sich Tropenholzimporteur Heinrich Lüder Stoll umweltbewußt und engagiert: Seit zwei Jahren hat er den Vorsitz im Projektausschuß der Berliner Initiative Tropenwald (ITW), wo sich Vertreter von Regierung, Gewerkschaft, Industrie und Forstwirtschaft, sowie der WWF um die „gemeinsame Regelung ökologischer Standards“ und den Schutz des Regenwaldes bemühen. Bei der Erwirtschaftung seiner 36 Millionen Mark Jahresumsatz scheint er es mit den hehren Zielen allerdings nicht allzu genau zu nehmen.
So jedenfalls ist es in der neuesten Ausgabe des „Regenwald Reports“ nachzulesen, den der Verein „Rettet den Regenwald“ herausgibt. Die Machenschaften der Stollschen Firma CIB im Kongo erscheinen dort in einem wenig umweltfreundlichen Licht. Der Holzimporteur aus Bremen droht nun mit dem Gericht. 10.000 Mark Schmerzensgeld will er für die Verbreitung der Berichte verlangen, die seine geschäftlichen Gepflogenheiten offenlegen.
Die sind laut Regenwald-Report deftig. In der Volksrepublik Kongo stehen Stoll als Konzessionär jährlich 100.000 Hektar Wald zum Roden zu; 60 Prozent davon müssen laut Gesetz vor Ort verarbeitet werden. Der Holz-Tycoon aber setze sich, so der Vorwurf der Umweltschützer, regelmäßig über die ohnehin schon minimalen gesetzlichen Vorgaben des Landes hinweg.
Der Verein beruft sich dabei auf ein Gutachten des französischen Forstexperten Francois Lumet, das 1992 von der Weltbank in Auftrag gegeben wurde. Lumet weist darin nach, daß CIB mindestens 38 Prozent mehr Holz geschlagen hat, als es die Konzessionen vorsehen. Darüber hinaus schulde der Unternehmer dem Land fast eine Millionen Dollar an Steuern. „Wir wissen, daß er allenfalls dreißig statt der geforderten sechzig Prozent des geschlagenen Holzes im Land verarbeiten läßt“, ergänzt Reinhard Behrend, Sprecher von „Rettet den Regenwald“, die Liste der Stollschen Untaten.
Seit seiner Gründung im Jahr 1986 protestiert der Verein unermüdlich gegen die illegalen Machenschaften der Großen der Tropenholz-Branche und die bedrohlich fortschreitende Ausschlachtung des komplexesten und bedeutendsten Ökosystems der Erde. Durch ein internationales Computernetzwerk steht „Rettet den Regenwald“ in ständiger Verbindung mit Aktivisten in aller Welt und unterstützt die Arbeit von Waldschützern in Costa Rica, Malaysia, Indonesien, Burma oder Brasilien.
Den Profiteuren der Zerstörung paßt das natürlich nicht. Schon seit geraumer Zeit machten sich die Regenwald-Kämpfer bei Holzhändler Stoll unbeliebt. Nachdem nun auch der NDR und die Frankfurter Rundschau Zweifel an seiner Naturliebe äußerten, kündigte er rechtliche Schritte an.
Reinhard Behrend sieht dem gelassen entgegen. „Der plustert sich nur ein bißchen auf. Handfeste Beweise, die unsere Vorwürfe widerlegen, hat er nicht. Aber es würde mich freuen, wenn es zur Verhandlung käme. Dann müßte sich das Gericht endlich einmal mit diesem schlimmen Verbrechen auseinandersetzen.“
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