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„Frauen kennen das: Sich fremd fühlen im eigenen Land!“

■ betr.: „Wenn Frauen schlagen las sen“, taz vom 28.1.94

[...] Beim Lesen beschlich mich ein peinliches Gefühl. Was hier wie eine neue Information aufbereitet wird, ist bekannt. [...] Ein deutlicher Blick in die Geschichte reicht aus zur Erkenntnis, daß es immer auch Frauen gab, die „duldeten, hinschauten und mitmachten“, so auch im Nationalsozialismus. Seit längerem bemühen sich einige wenige Feministinnen, dieses scheinbar verlorengegangene Wissen aus seiner Verdrängung hervorzuholen (so Karin Windaus-Walser: „Gnade der weiblichen Geburt. Zum Umgang der Frauenforschung mit Nationalsozialismus und Antisemitismus“; und Martha Mamozai: „Komplizinnen“; dies nur als Beispiele.)

Frauen befinden sich in unserer Gesellschaft in einem doppelten Dilemma: Ihnen wird Gewalt angetan; sie werden alltäglich verletzt und diskriminiert. Gleichzeitig sind aber auch viele Frauen als Täterinnen und Unterdrückerinnen beteiligt an den „Taten“ ihrer Gesellschaft. Das geschieht nicht nur am Rande der Gesellschaft, sondern oft mittendrin; oft auch für die Beteiligten selbst nicht direkt wahrnehmbar.

Frauen kennen das: sich fremd zu fühlen im eigenen Land! Allerdings muß weibliches Erleben mit dem Sexismus der Gesellschaft nicht ohne weiteres dazu führen, daß Frauen frei sind von Ablehnungsgefühlen gegenüber Menschen aus anderen Kulturen. In meiner mehrjährigen Bildungsarbeit zu dieser Problematik erfahre ich immer wieder, wie schwer weiße Frauen sich damit tun, über ihre berechtigte Empörung zur ihnen zugewiesenen Frauenrolle hinaus, auch ihren Anteil an der Entstehung von Rassismus und Antisemitismus zu sehen.

Den alltäglichen, auch subtilen Rassismus in sich selbst aufzudecken ist mindestens genauso wichtig, wie die „tolle Mädchenarbeit“ im rechtsextremen Spektrum, die Annette Rogalla zu Recht fordert. Als Trägerinnen einer weißen Kultur schleppen wir das Erbe unserer Mütter und Großmütter – auch aus der Zeit des Nationalsozialismus – mit uns mit.

Frauen und Rassismus sollte kein Thema werden, was „in Mode kommt“. Eine Mode kommt und geht. Die Problematik, die ich aus meiner Sicht der Frauenbildungsarbeit angesprochen habe, ist eine andauernde mit Höhen und Tiefen der Erkenntnis und daraus resultierenden Handlungsformen. Die Benachteiligungen, die Frauen über ihr Geschlecht erfahren, werden uns ein Leben lang begleiten. Begleiten wird uns auch die andere Seite unseres Beteiligtseins am Unrecht gegenüber anderen.

Machen wir daraus etwas. Im Begreifenlernen liegt der erste Schritt zum Widerstand begründet. Maria Schaumberg, Pädagogische Mitarbeiterin an der Hessischen Erwachsenenbildungsstätte Falkenstein

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