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Giftmischer klagen

■ Chemieindustrie zieht Bilanz

Frankfurt/Main (dpa) – Die Manager der chemischen Industrie zeichnen ein Bild des Jammers: Auch 1994 werde sich die Branchenkonjunktur nicht bessern. Vor allem im Inland rechnen sie nicht mit Wachstumsimpulsen. Anstatt ihr Gewerbe als Altindustrie einzustufen, bemühen die Chemiechefs alte Erklärungsmuster: Die Abnehmer sind rezessionsbedingt in der Krise, und die staatlichen Belastungen sind zu hoch.

Im Jahresdurchschnitt 1993 sind in der westdeutschen Chemie rund fünf Prozent der Arbeitsplätze weggefallen. Mit einem Rückgang von rund 29.000 auf 556.500 Stellen hat die Branche damit weniger Beschäftigte als 1985. Und auch in diesem Jahr müßten noch weitere Beschäftigte mit einem blauen Brief rechnen, drohte der Verband der Chemischen Industrie (VCI). 1993 war für die westdeutsche Chemie das schwierigste Jahr in der Nachkriegsgeschichte. Die Produktion ging im Durchschnitt um 2,5 Prozent zurück. Wegen des Rückgangs der Abgabepreise um 2,5 Prozent sanken die Umsätze insgesamt um 5,5 Prozent auf 155 Milliarden Mark. Dabei blieb insbesondere das Inlandsgeschäft mit einem Minus von etwa sieben Prozent unter den Erwartungen. Im Ausland mußte nur eine Einbuße von 3,5 Prozent auf 66 Milliarden Mark hingenommen werden.

In der ostdeutschen Chemie geht der scharfe Personalabbau auch 1994 weiter. Im November betrug die Zahl der Arbeitsplätze nur noch 44.150, ein Viertel weniger als vor Jahresfrist. Die Produktivität erreiche aber noch nicht die Hälfte des westdeutschen Niveaus, schreibt der VCI. „Darum besteht weiterhin ein erheblicher Zwang zu Rationalisierungen.“

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