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Zählen Sie sich zu den Hunden? Dann beginnt heute Ihr Jahr!

■ Eine kleine Einführung in die chinesische Astrologie

Wozu gehören Sie? Zu den Ratten, Schweinen, Schlangen oder auch Hunden? Sie brauchen nicht beleidigt zu sein. Wer zu den Hunden gehört, sagt sich: Das wird mein Jahr. In China war in den vergangenen Tagen nicht zu übersehen, daß ein freudiges Ereignis bevorstand: Hoffnungslos überfüllte Züge, schwerbepackte Taschen, leere Portemonnaies und entnervte Gesichter kündigten das chinesische Neujahrsfest an. Seit über 3.000 Jahren ist dieser Tag, an dem der Frühling begrüßt wird, der wichtigste im Jahr.

Das ist der Tag, an dem Familienmitglieder aus den entferntesten Ecken des Landes am heimatlichen Tisch erwartet werden, um dort ein üppiges Mahl im Kreise ihrer Lieben zu verzehren. Der Tag, für den die Häuser neu geschmückt werden und man sich gegenseitig Reichtum, Erfolg und eine angemessene Heirat wünscht. Der Tag, an dem die Sehnsucht nach Harmonie und Geborgenheit auf die Tücken des Alltags und der Realität der Familienbeziehungen prallt. Wir kennen das vom christlichen Weihnachten, muslimischen Aid oder jüdischen Passah-Fest.

Weil aber der traditionelle Bauernkalender, nach dem der Beginn des neuen Jahres festgelegt wird, nur 28- oder 29tägige Monate kennt, liegt das Frühlingsfest jedes Jahr an unterschiedlichen Tagen, zwischen Mitte Januar und Mitte Februar.

Nachdem die alten Geister gestern nacht durch Feuerwerk, Knaller und Kracher verjagt und das Jahr des Hahnes verabschiedet wurde, beginnt heute das Jahr des Hundes. Ein Jahr, das nicht zum Übermut herausfordert, da es „nicht zu den besten gehört, aber auch nicht so schlimm“ wird, wie ein Horoskop zurückhaltend verspricht. Nach der chinesischen Astrologie, die in ganz Ostasien verbreitet ist, wird der Rhythmus des Lebens von wiederkehrenden 12-Jahreszyklen bestimmt. Jedem Jahr ist ein Tier zugeordnet, das den Charakter der in ihm geborenen Menschen und der Geschehnisse bestimmt. Der Hund ist das elfte von zwölf Tieren, die zum Buddha kamen, als dieser sich einmal der Ergebenheit der Tierwelt versichern wollte. Er folgte auf Ratte, Büffel, Tiger, Hasen, Drache, Schlange, Pferd, Schaf, Affe und Hahn. Nach ihm traf nur noch das Schwein ein. Das Jahr, in dem man geboren wird, prägt also die Persönlichkeit, sagen die Horoskope. Allerdings nicht ausschließlich, fügen die Seriöseren hinzu. Hunde-geborene sind – hier nur eine kleine Auswahl – ehrlich, freundlich, gesellig, treu, zuverlässig, ängstlich, defensiv, introvertiert, immer in Alarmbereitschaft, häufig zynisch und große PessimistInnen.

Große Namen sind unter diesem Zeichen zu finden, wie Brecht, Sokrates, Voltaire, Madame Rolland, Lenin und George Gershwin. Und dennoch ist kaum zu erwarten, daß sich viele Leute besonders anstrengen werden, bis zum Ablauf des Hunde-Jahres am 30. Januar 1995 ein Kind zu bekommen – sie müssen es aber dieses Tieres wegen auch nicht unbedingt vermeiden. Kinderkriegen sollte man vor allem unter dem Zeichen des Drachens, weiß das Horoskop. Tatsächlich ist in Drachen-Jahren immer ein überdurchschnittlicher Geburtenzuwachs zu verzeichnen – das war auch 1988 so und bereitete den chinesischen Bevölkerungspolitikern einiges Kopfzerbrechen. Günstig stehen die Zeichen in diesem Jahr im übrigen für im Jahr des Hundes Geborene, die sich als „rechte Hand linker PolitikerInnen“ betätigen wollen. Jutta Lietsch

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