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Palästinenser schnüffeln unter Israels Kontrolle

■ Arafat und Peres einigten sich auf gemeinsame Grenzüberwachung

Tel Aviv/Kairo (taz/AFP/AP) – Wer künftig über Land nach Israel oder in die in Zukunft teilautonomen palästinensischen Gebiete reisen will, wird Geduld und starke Nerven brauchen. Waren die bisherigen Grenzkontrollen der Israelis schon ein Leckerbissen für Freunde perfider Urlaubsfreuden, werden sie demnächst noch durch palästinensische Sicherheitsrituale angereichert. PLO-Chef Jassir Arafat und Israels Außenminister Schimon Peres unterzeichneten am Mittwoch abend in Kairo ein Abkommen, wonach künftig israelische und palästinensische Grenzer über den Jordanfluß und aus Ägypten Ein- und Ausreisende gemeinsam kontrollieren werden. Dabei ist jedoch nicht an Teamwork gedacht, sondern an doppelte Kontrollen. Je nachdem, ob BesucherInnen demnächst nach Israel, in die teilautonomen Regionen im Gaza- Streifen und um Jericho oder in die restlichen besetzten Gebiete reisen wollen, werden sie offiziell von den einen kontrolliert, während die anderen – zum Teil verdeckt – mitschnüffeln. Die Oberhoheit über die Grenzen behalten jedoch die Israelis. Nur sie dürfen letztinstanzlich entscheiden, wer sie überschreitet und wer nicht. Das Kairoer Abkommen, das von Arafat und Peres mit Unterschriften und einer Umarmung besiegelt wurde, bildet einen kleinen, aber wichtigen Schritt bei der Umsetzung des Gaza-Jericho-Abkommens. Der PLO-Chef bezeichnete es gar als Verwirklichung seines Traums von der Entstehung eines Staates Palästina. Die mediengerechte Inszenierung in Kairo konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß die meisten Streitfragen um das Gaza-Jericho-Abkommen weiterhin offen sind. Fünf Monate nach seiner Unterzeichnung ist immer noch unklar, wie groß das künftig teilautonome Gebiet um Jericho wird und welche Rechte die israelischen Militärs im Gaza-Streifen haben werden. Israels Ministerpräsident Jitzhak Rabin kündigte an, die weiteren Verhandlungen würden noch mindestens einen Monat in Anspruch nehmen. Seite 8, Kommentar Seite 10

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