: „Kein Millimeter“ Fortschritt im Metallkonflikt
■ Pessimistische Stimmung beim Spitzentreffen der Tarifpartner / Bundesweite Warnstreiks / In der Metall- und Elektroindustrie droht der Arbeitskampf
Darmstadt (AFP/dpa) – Begleitet von bundesweiten Warnstreiks, haben IG Metall und Arbeitgeber gestern den voraussichtlich letzten Versuch unternommen, den drohenden Arbeitskampf in der westdeutschen Metall- und Elektroindustrie abzuwenden.
Mehr als 133.500 Metaller aus 427 Betrieben traten in den Ausstand. IG Metall und Arbeitgeberverband äußerten sich in Darmstadt wenig optimistisch. IG-Metall-Sprecher Jörg Barczynski erklärte am Nachmittag, es habe „nicht einen Millimeter Fortschritte“ gegeben. Während des fünfstündigen Spitzengespräches seien alle strittigen Punkte angesprochen worden, erklärte der Gewerkschaftssprecher. Dazu gehören neben der Forderung einer 5,5prozentigen Lohnerhöhung für die rund 3,6 Millionen Beschäftigten das Urlaubsgeld sowie das komplexe Thema der Arbeitszeitflexibilisierung.
Bei einer Kundgebung vor dem Tagungshotel versicherte IG-Metall-Chef Klaus Zwickel, die Gewerkschaft werde nicht von ihren Forderungen abweichen. „Wir haben die Arbeitgeber unmißverständlich gewarnt. Sie sollen die Entscheidung des IG-Metall-Vorstandes über eine Streik-Urabstimmung nicht als Taktik bewerten“, sagte Zwickel vor rund hundert Demonstranten. Die Warnstreiks hätten deutlich unterstrichen, daß Urlaubskürzungen und Kürzungen des Urlaubsgeldes mit der Gewerkschaft nicht zu machen seien. Vor Beginn des Spitzengesprächs hatte Zwickel von „sehr gedämpften“ Hoffnungen gesprochen. Der Präsident von Gesamtmetall, Hans-Joachim Gottschol, sagte, es werde „sehr harte Verhandlungen“ geben. Auch er beharrte auf der Arbeitgeberforderung nach Kostensenkung.
Seit Montag vergangener Woche beteiligten sich laut IG Metall insgesamt 1,1 Millionen Beschäftigte an den Warnstreiks. Schwerpunkte gestern waren Norddeutschland, Baden-Württemberg und Bayern. In Norddeutschland sprach die IG Metall von der bisher größten Warnstreikwelle seit Auslaufen der Friedenspflicht am 28. Januar. Weit über 70.000 Beschäftigte aus 200 Unternehmen hätten „weitgehend ganztägig“ die Arbeit niedergelegt. In Bayern folgten 19.000 Metaller aus 58 Betrieben dem Warnstreikaufruf der Gewerkschaft. Unter anderem wurden alle vier Linde-Werke in Aschaffenburg ganztägig bestreikt. In Baden-Württemberg beteiligten sich 18.000 Beschäftigte an den Warnstreiks. 17.500 Metaller blieben in Nordrhein-Westfalen zu Hause. Bei einem Warnstreik in Gelsenkirchen wurden nach Gewerkschaftsangaben erstmals 75 Metaller für zwei Stunden ausgesperrt.
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