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Pädos dürfen bleiben

■ MHC hält am Gruppenangebot fest

Die Pädophilengruppe darf sich weiter in den Räumen des schwul-lesbischen Magnus-Hirschfeld-Centrums (MHC) treffen. Das teilte Heinz Kaiser, Pressesprecher des MHC-Trägervereins, mit. Die Gruppe war in den vergangenen Wochen in die Schlagzeilen gerückt, nachdem sich der Reporter eines Hamburger Boulevardblattes an die Polizei gewandt hatte. Er hatte an einem Gruppentreffen teilgenommen und den Eindruck gewonnen, dort gehe es kriminell zu. Im Anschluß war die Wohnung des Ansprechpartners der Selbsthilfegruppe, Kai S., durchsucht und umfangreiches Material beschlagnahmt worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen S. wegen des Verdachts auf „Besitz und Verbreitung pornographischer Schriften“.

Während der drei Jahre, die die Gruppe bereits im MHC tagt, habe es keinerlei Anzeichen auf strafbare Handlungen gegeben, erklärte Heinz Kaiser. „Pädos sind Menschen, die oft über Jahrzehnte leiden, weil sie mit niemandem über ihre Neigungen reden können“, unterstrich er die Bedeutung des Angebotes. Wenn die Gruppe weiter bestehe, werde sie künftig durch ein Mitglied der MHC-Beratungsstelle betreut, denn: „Beide Seiten fühlen sich besser, wenn sie auf der sicheren Seite agieren.“

Die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales, die das MHC finanziell unterstützt (1993 mit 170.000 Mark) stellte sich hinter das Zentrum. „Das MHC leistet seit über zehn Jahren fachlich anerkannte Arbeit“, erklärte ihr Sprecher Jochen Breetz. „Wir können nicht hinnehmen, daß wegen der Tätigkeit Einzelner das ganze Zentrum in Mißkredit gebracht wird.“

Ein Nachspiel wird es dennoch geben. Der Bürgerschaftsabgeordnete Heino Vahldiek (CDU) hat eine Kleine Anfrage gestellt. Darin will er unter anderem wissen, wie der Senat dazu steht, daß „ein regelmäßiger Gedankenaustausch der Päderasten-Gruppe“ für den MHC-Vorstand „kein Grund zum Eingreifen sei“. Werner Hinzpeter

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