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Ein günstiger Tag, um einen Valentin zu enthaupten Von Ralf Sotscheck

Wer hat Valentin ermordet? Es gibt verschiedene Theorien darüber. Die Nachrichtenagenturen berichteten gestern, es sei der römische Kaiser Marc Aurel gewesen. Der hat jedoch ein wasserdichtes Alibi: Er war bereits 90 Jahre tot, als Bischof Valentin von Terni am 14. Februar 270 geköpft wurde. Der hatte sich einen Namen als Heiliger gemacht, weil er einen verkrüppelten Jungen geheilt hatte. Sein Namensvetter, Valentin von Fulda, Limburg und Mainz, hatte dagegen einem blinden Mädchen das Augenlicht zurückgegeben und war als Belohnung heiliggesprochen worden. Er wurde am 14. Februar 280 geköpft. Offenbar eignet sich dieser Tag besonders gut zur Valentinsenthauptung. Der heutige Valentinstag soll jedoch auf einen dritten Heiligen zurückgehen: einen Mönch, der allen Passanten Blumen aus seinem Garten reichte. Wie viele andere christliche Festtage basiert auch der Valentinstag auf einem heidnischen Brauch, den sich die Priester in ihrem Sinne zurechtbogen. So war es im alten Rom Sitte, daß die Mädchen an diesem Tag eine Lotterie veranstalteten. Sie zogen die Namen der jungen Männer, die sie auf Zettel geschrieben hatten, aus einem Hut und hefteten sie sich an die Toga. Dann kamen die Jungen in den Saal und suchten das Mädchen, das ihren Namen trug. Was dann geschah, war den Priestern ein Dorn im Auge. So widmeten sie den Tag dem Heiligen Valentin und zwangen die Mädchen, an diesem Tag fortan die Namen von Heiligen auf die Zettel zu schreiben. Der Heilige, den sie dann aus dem Hut zogen, sollte ihnen dann als Vorbild dienen. So büßte der Valentinstag rapide an Popularität ein.

Im irischen Radio wurde gestern gemeldet, daß es in dem römischen Kloster, wo einer der Valentins beerdigt war, vor langer Zeit zu einem Aufstand kam. Die Mönche, die um die Sicherheit der heiligen Knochen fürchteten, gruben Valentin wieder aus und brachten ihn nach Irland, wo seine Knochen und sein Blut seitdem unter der Valentinsstatue in Dublin ruhen. Für den Wahrheitsgehalt dieser Geschichten will freilich niemand die Hand ins Feuer legen. Wahrscheinlicher ist es, daß die irischen Blumenhändler und Grußkartenhersteller ihre Finger bei der Legendenbildung im Spiel hatten. Das Geschäft wird von Jahr zu Jahr besser: War es früher eine popelige Ansichtskarte mit handgereimtem Gedicht, so sind die Karten heute bis zu einem Meter groß, parfümiert und mit Lametta verziert. Der Blumenhandel meldet den zehnfachen Umsatz im Vergleich zu normalen Wochenenden, was aber auch daran liegt, daß Rosen heute doppelt soviel kosten wie vor einer Woche. Übrigens ging es am Valentinstag nicht immer nett zu: Ende des 18. Jahrhunderts war es üblich, nicht nur Liebesschwüre, sondern auch Haßbriefe zu verschicken. Die wurden obendrein auf billigstem Papier geschrieben, um zu zeigen, daß der Empfänger nicht mehr wert war. In den Annalen sind Tausende Gerichtsprozesse verzeichnet, in denen Väter Schadenersatz für die gebrochenen Herzen ihrer Töchter verlangen. Das Londoner Auktionshaus Christie's hat eine umfangreiche Sammlung Haßkarten versteigert.

Man kann Liebe nicht mit Geld kaufen, sangen die Beatles. Doch mit Liebe kann man Geld machen, fand die Irish Times am Samstag heraus. Aber das wußten schon die alten Römerinnen.

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