: Erste deutsche Soldaten verlassen Somalia
■ Hilfsorganisationen ziehen wieder Mitarbeiter aus Belet Huen ab
Mogadischu/Koblenz (AFP) – Ohne Zwischenfälle haben gestern die ersten 101 Soldaten des letzten Somalia-Kontingents der Bundeswehr das ostafrikanische Land verlassen. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen lief in den Morgenstunden die Fregatte „Köln“ aus dem Hafen von Mogadischu aus. Die deutschen Blauhelme werden in die kenianische Hafenstadt Mombasa gebracht, von der sie heute den Heimflug antreten.
Auf den Start von Flugzeugen in Mogadischu verzichtet die Bundeswehr aus Sicherheitsgründen. Es wurde befürchtet, daß Anhänger des Clanchefs Mohamed Farah Aidid die deutschen Maschinen beschießen könnten. Die Bundeswehrsoldaten waren seit Anfang Februar unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in mehreren Marschgruppen aus Belet Huen in die etwa 400 Kilometer entfernte Hauptstadt gekommen. Dort hielten sie sich mehrere Tage in der Nähe des UN-Hauptquartiers auf. Derzeit halten sich nach Angaben eines Bundeswehr-Sprechers noch etwa tausend deutsche Blauhelm- Soldaten in Belet Huen auf. Der letzte der etwa 1.400 deutschen UN-Soldaten soll Somalia bis zum 23. März verlassen haben.
Der Abzug der italienischen Blauhelme scheint demgegenüber auf Probleme zu stoßen: Gestern seien zwei italienische Mitarbeiter einer Hilfsorganisation in der somalischen Stadt Jowhar entführt worden. Das berichtete der italienische Fernsehsender RAI unter Berufung auf Sprecher des italienischen UN-Kontingents in Mogadischu und im nordsomalischen Balad. Die Entführung hat sich nach Aussagen eines RAI-Korrespondenten vor Ort parallel zu „äußerst gespannten“ Verhandlungen mit den örtlichen Clanchefs ereignet, bei denen es um den Rückzug der italienischen Blauhelme aus der Gegend ging.
Bereits am Samstag hatten Unbekannte in Belet Huen zwei Granaten auf den Sitz der US-amerikanischen Hilfsorganisation International Medical Corps (IMC) abgefeuert. Wie IMC-Vertreter Stephen Tomlin in Nairobi mitteilte, wurde bei dem Angriff niemand verletzt. Allerdings sei durch die Explosion der Raum eines Helfers zerstört worden, der dort um diese Zeit normalerweise schläft. Daraufhin zogen das IMC und auch das Deutsche Rote Kreuz ihre Mitarbeiter aus Belet Huen ab. Internationale Hilfsorganisationen hatten bereits zuvor mehrere somalische Städte verlassen müssen, weil es dort im Vorfeld des Abzuges US-amerikanischer und anderer westlicher UN-Kontingente zu Kämpfen und Überfällen gekommen war.
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