Hamas-Überfall

■ Islamisten bekennen sich zu Angriff auf als Palästinenser getarnte Israelis

Tel Aviv (taz) – Bei einem Überfall auf als Palästinenser getarnte israelische Geheimdienstler wurden am Sonntag in der Westbank ein Israeli getötet und zwei verletzt. Zu den Schüssen auf das mit einem palästinensischen Nummernschild ausstaffierte Auto der Agenten bekannte sich Ez ad-Din al-Kassem, der bewaffnete Arm der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas. Die Geheimdienstler waren auf der Fahrt nach Bitunya, einem Dorf bei Ramallah, wo sie nach isralischen Angaben mit palästinensischen Kollaborateuren in Kontakt standen. Nach dem Überfall verhängten die Besatzungsbehörden in Ramallah und Bituniya ein allgemeines Ausgehverbot und suchten nach den geflüchteten Tätern.

Der 28jährige Mitarbeiter des Geheimdienstes Shin Bet, Noam Cohen aus Jerusalem, erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen. Er arbeitete seit drei Jahren für den Geheimdienst. Zuvor hatte er als Hauptmann in einer Eliteeinheit der Armee gedient. Die israelische Regierung geht davon aus, daß der Angriff die Ablehnung gegenüber dem am vergangenen Mittwoch in Kairo erzielten Zwischenabkommen zwischen der israelischen Regierung und der PLO unterstreichen soll.

Währenddessen macht sich unter den Palästinensern in den besetzten Gebieten zunehmend Ärger über die in Kairo erzielten Übereinkünfte breit. Nicht ohne Ironie fragen die Bewohner des Gaza-Streifens und der Westbank, warum PLO-Chef Jassir Arafat soviel Verhandlungszeit gebraucht hat, um sich am Ende den unveränderten Bedingungen der Israelis zu unterwerfen. Von den linken Palästinensergruppen „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ (PFLP) und „Demokratische Front zur Befreiung Palästinas“ (DFLP) wird das Zwischenabkommen scharf abgelehnt. Die „Palästinensische Volkspartei“ (PPP) forderte die PLO-Führung auf, das Abkommen nicht zu ratifizieren. Die früher als Kommunistische Partei aufgetretene PPP ist in den Spitzengremien der PLO und der palästinensischen Verhandlungsdelegation in Washington vertreten. In einem in den besetzten Gebieten verteilten Flugblatt heißt es, das Kairoer Abkommen entspreche im wesentlichen dem israelischen Sicherheitskonzept, das auf Expansion und Kolonisation baue. In Kairo sei der Jordanfluß als Sicherheitsgrenze Israels anerkannt worden. Desweiteren hätte die PLO- Führung mit dem Abkommen die Erweiterung aller bestehenden israelischen Siedlungen – auch in der Nähe Jerichos – akzeptiert. Auf dieser Grundlage könne Israel die Kontinuität der von Palästinensern bewohnten Westbank durch Siedlungen durchbrechen und so die Entstehung eines palästinensischen Staates verhindern. „Das sind die Folgen chaotischer Verhandlungsmethoden“ und des bestehenden Systems, wonach „ein Mann allein die Entscheidungen trifft“, heißt es in dem Flugblatt.

Dessen ungeachtet nahmen Palästinenser und Israelis gestern in dem ägyptischen Seebad Taba wieder ihre Verhandlungen auf. Aus den Delegationen wurde bekannt, daß man sich zuerst mit Sicherheitsfragen auseinandersetzen wolle. Strittig sei unter anderem die Stärke der zukünftigen palästinensischen Polizei. Der Leiter der palästinensischen Delegation, Nabil Schaath, erklärte, die Israelis wollten nur 6.000 Polizisten zulassen, während die Palästinenser 9.000 forderten. Amos Wollin