Pappnasen statt Streiks

■ Metall: Politiker mahnen zur Einigung

Berlin (taz) – Den Narren ist gelungen, was die Verhandlungspartner im Metallbereich bisher nicht vermochten: zumindest bis zum morgigen Aschermittwoch sind die Warnstreiks ausgesetzt. Politiker nahmen die Verschnaufpause zum Anlaß, noch mal zur Einigung zu mahnen. Der Bezirksleiter der IG Metall in Hannover, Jürgen Peters, forderte währenddessen, nach dem Scheitern des Spitzengesprächs am vergangenen Freitag einen Kompromiß auf regionaler Ebene zu suchen.

Starke Töne kamen dagegen aus der IG-Metall-Zentrale in Frankfurt am Main. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall „verdrehe und verharmlose“ nachträglich seine Forderungen nach der 40-Stunden-Woche. Bei dem Darmstädter Spitzengespräch habe Gesamtmetall eine Öffnung der Tarifverträge verlangt, die alle Beschäftigten eines Unternehmens betrifft, betonte Gewerkschaftssprecher Jörg Barczynski. Es sei nicht um 40 Stunden nur für bestimmte Abteilungen oder Berufsgruppen gegangen, wie Gesamtmetall jetzt behaupte. Die Arbeitszeit-Frage ist einer der strittigsten Punkte in dem Tarifkonflikt.

Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine warnte die Metall-Arbeitnehmer indessen davor, sich mit einem Streik ins eigene Fleisch zu schneiden. Die Unternehmen haben bereits massenhaft Personal abgebaut, erinnerte der SPD-Politiker. Auch der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses des Bundestages, Friedhelm Ost (CDU), verlangte einen „Kompromiß der Vernunft“. Streiks und Aussperrungen seien verheerend für Konjunktur und Beschäftigung. Der Wirtschaftswissenschaftler Hickel sagte, der Metallkonflikt könne beigelegt werden, wenn die Arbeitgeber von der geforderten Streichung des Urlaubsgeldes Abstand nehmen.

Kommt es zu keinen weiteren Verhandlungen, entscheidet der IG-Metall-Vorstand voraussichtlich am 21. Februar über Urabstimmungen in den westdeutschen Metallbetrieben. si