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■ Leningrad Cowboys in Bier, Film und Person im Huxley's

Schon damals, als die Welt Aki Kaurismäki noch als düster- sensiblen Filmkunstschaffenden aus dem hohen Norden schätzte, trat in Interviews des Finnen seine überbordende Liebe zum Gerstensaft zutage. Doch noch bevor er mit „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ seine „Proletarische Trilogie“ abschloß, hatte er auf einer seiner ausgedehnten Kneipentouren mit befreundeten Musikanten beschlossen, eine Band den Traum von der Karriere im fernen Amilande träumen zu lassen: Die Leningrad Cowboys, die angeblich „schlechteste Band der Welt“, waren geboren.

Bei der Berlinale 1990 liefen dann sowohl „Das Mädchen...“ als auch „Leningrad Cowboys go America“ vor tobenden Massen, die der Regisseur und einige der Darsteller (allerdings ohne überlange Tollen) anschließend mit Bierbüchsen bewarfen, die sie in einer sargähnlichen Holzkiste auf die Bühne der Akademie der Künste geschleppt hatten. Den zweiten Film namens „Leningrad Cowboys Meet Moses“ nimmt die Kapelle in diesem Jahr zum Anlaß, die im Festivalfieber liegende Stadt vollständig heimzusuchen und das ganze Huxley's zu okkupieren. Von heute bis Freitag öffnet das „Huxley's Moses Junior“ seine Pforten, wo von 16 bis 5 Uhr ein extra entwickeltes Leningrad-Cowboys-Bier in Lager-Qualität ausgeschenkt wird. Wer davon allein noch nicht lustig genug wird, dem wird das Nonstop-Filmprogramm den Rest geben. Gezeigt werden vier Kurzfilme respektive Videoclips; der Klassiker „Leningrad Cowboys Go America“, „The Total Balalaika Show“ von Aki Kaurismäki, eine Dokumentation eines Auftritts der Spitzschuhträger mit dem 180köpfigen Alexandrow-Ensemble der Roten Armee in Helsinki im letzten Jahr; „Zombie and the Ghosttrain“ von Mika, dem Bruder von Aki, ein schaurig-trauriges, manchmal wirres Märchen mit Silu Seppälä, dem Bassisten der Cowboys, in der Titelrolle; und „Calmari Union, Shadows in Paradise“ mit Sänger Mato Valtonen. Und wem das alles noch nicht reicht, der kann die Leningrad Cowboys höchstpersönlich live auf der großen Bühne im Huxley's erleben, wenn sie sich wieder einmal von vorne bis hinten, von links nach rechts durch die Geschichte der populären Musik beißen. Aber wenn der Rhythmus stimmt, dann wippen auch die Tollen. Thomas Winkler

Heute bis 18.2., 21 Uhr, Huxley's, Hasenheide 108-114, Neukölln

Foto: JapA

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