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■ StandbildKatja = Kea = Nina?!

Sportarzt Conny Knipper: „Giganten“, Mi., ARD, 20.15 Uhr

Warum nicht mal eine Fernsehkritik wie die verehrten Kollegen von der FAZ beginnen: „Identität des Bewußtseins meiner selbst in verschiedenen Zeiten ist nur eine formale Bedingung meiner Gedanken und ihres Zusammenhangs, beweist aber nicht die numerische Identität meines Subjekts.“ Klingt doch prima und ist sogar vom alten Kant. Aber schließlich haben wir es hier zum einen mit der taz und vor allem mit Fernsehen zu tun, bei dem es selten um Bewußtsein (dazu auch noch identisches!) geht, um transzendentale Spitzfindigkeiten schon gar. Aber an so ein paar halbwegs identische Körper hat man sich im Laufe der Jahre denn doch gewöhnt, und zumindest bei Serientätern konnte man sich bislang auf eines verlassen: „Dr. Brinkmann“ war immer der Körper von Klausjürgen Wussow, und „Dagmar Berghoff“ ist bislang noch immer der von Dagmar Berghoff.

Klar, bei „Dallas“ wurde irgendwann mal „Miß Ellie“ ausgetauscht, und auch bei der „Lindenstraße“ gab es plötzlich eine neue Oma, die die alte Alte sein sollte. Aber da hatten die beiden Figuren/Darstellerinnen auch schon ein paar Serienjahre auf dem Buckel. So was aber wie am Mittwoch bei „Conny Knipper“, WDR-Doktor innerhalb der ARD-Ärztereihe, war noch nicht da. Man hatte sich vor 14 Tagen in der ersten Folge gerade an seine farblose Freundin „Kea“, verkörpert von Katja Junge, gewöhnt, da knuddelte plötzlich Nina Hoger mit dem famosen Dietmar Bär. Aha, neue Freundin. Von wegen. Frau Hoger sollte doch wahrhaftig eben dieselbe „Kea“ sein. Dieselbe Gartenbauarchitektin mit demselben Haus im Bergischen. Starkes Stück, das. Warum in aller Welt man Doktor Conny mit Nina Hoger nicht gleich eine neue Freundin zur Seite stellte, bleibt mehr als rätselhaft. Selbst wenn die Bücher schon fix und fertig auf dem Tisch liegen, so was läßt sich mit ein bißchen Einfallsreichtum noch kurz vor Drehbeginn ändern.

Oder sollte das Ganze womöglich ein besonders subtiler Beitrag des WDR zur immer noch rasend-faselnden Debatte um Identitäts- und Subjektauflösung gewesen sein? Hatte man da ganz dolldreist spekuliert, daß das bei all den Einheitsgesichtern auf dem Schirm sowieso keiner merken würde? Dann hätte man allerdings nicht Nina Hoger nehmen dürfen, die fraglos zu den wenigen markanten Darstellerinnen gehört. Und deshalb hatte man sie doch wohl auch genommen. Oder nicht? Oder wie? Reinhard Lüke

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