■ Mit Griechenlands Embargo auf du und du: Makedonien leidet
Skopje (AFP) – Die makedonische Wirtschaft ist durch die griechische Handelsblockade in schwere Bedrängnis geraten. Am schwersten betroffen sind nach Einschätzung von Experten die Sektoren Erdöl und Metall. Allgemein wird ein Preisanstieg und ein Absinken des Lebensstandards in dem 2,3 Millionen Einwohner zählenden Land erwartet. Je nach Länge der Blockade drohen auch Benzinknappheit und die Schließung von Fabriken.
Bisher liefen 90 Prozent der makedonischen Erdölimporte über den griechischen Hafen Thessaloniki. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben der Hafenbehörden 1,5 Millionen Tonnen rohes und raffiniertes Erdöl über Thessaloniki nach Skopje gebracht. Zugleich exportierte die frühere jugoslawische Teilrepublik über den Hafen 471.000 Tonnen Waren in Drittstaaten, hauptsächlich Holz, Metallprodukte, Zink und Eisen. Der makedonische Metallsektor wickelte nach Angaben der Handelskammer in Skopje 60 bis 80 Prozent seiner Exporte über Thessaloniki ab. Gleichzeitig importierte er auf demselben Weg zwischen 50 und 60 Prozent der Rohstoffe. Nun stecken 52.000 Tonnen Rohöl in Thessaloniki fest, dazu 116 Tankwagen und 18.000 Tonnen Phosphat.
Mit dem Embargo will die griechische Regierung ihrem Alleinanspruch auf die Bezeichnung Makedonien Nachdruck verleihen. Zusätzlich zur Blockade des Hafens von Thessaloniki sind alle griechischen Grenzen für Erdöllieferungen nach Makedonien geschlossen. Zudem hat Griechenland Importe aus Makedonien verboten.
Führende makedonische Wirtschaftsvertreter, die sich zu einer Krisensitzung in der Handelskammer zusammenfanden, rechnen damit, daß die Blockade sechs Monate bis ein Jahr andauern könnte. Der Direktor der Metallfabrik in Veles, Boris Gicev, befürchtet die Schließung des Betriebs. „Wenn die Blockade anhält, müssen wir andere Kommunikationswege finden, über Bulgarien und Albanien“, sagt der Chef eines griechisch-makedonischen Unternehmens in Skopje. „Das Ergebnis werden gestiegene Preise und ein niedrigerer Lebensstandard in Makedonien sein.“
Das Embargo der Griechen trifft die makedonische Wirtschaft auch deshalb so hart, weil sie durch die Wirtschaftssanktionen gegen Rest-Jugoslawien in ihrem Außenhandel von Griechenland abhängig geworden ist. Alternativen, wie die Eröffnung einer Transitstrecke durch Serbien oder ein Transitkorridor, den die Regierungen der Türkei, Bulgariens, Albaniens und Italiens angeboten haben, sind nicht leicht umzusetzen.
„Wir zahlen heute den Preis dafür, daß wir keine Eisenbahnverbindung mit Bulgarien und Albanien haben“, sagt Emilija Leskova, die mit Lebensmitteln und Textilien handelt.
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