: Rettung der heiligen Kuh
■ GAL-Antrag gegen Studienplatz-Abbau
Mit einem Antrag an die Bürgerschaft will die GAL-Fraktion den sechs Hamburger Hochschulen „Planungssicherheit“ verschaffen. Anlaß: Anfang Februar hatte Wissenschaftssenator Leonhard Hajen öffentlich mitgeteilt, daß es angesichts der knappen Kassen „notgedrungen“ Abstriche „bei der Zahl der Studienplätze“ geben müsse.
Damit wurde eine Wende in der Hamburger Hochschulpolitik eingeleitet. Denn noch im 1993 vom Senat verabschiedeten Strukturentwicklungskonzept (Steko) wurde dies ausdrücklich ausgeschlossen. Und auch bei den Vereinbarungen mit dem Bund über die Hochschulsonderprogramme 1 und 2 hatte sich der Senat zum Erhalt der Studienkapazität verpflichtet.
Nach dem Willen der GAL soll nun die Bürgerschaft den Senat ersuchen, die Kapazität an den Hochschulen „quantitativ und qualitativ“ zu sichern. Da der Platzabbau auch SPD-intern umstritten ist, könnte die Debatte aufschlußreich sein.
Wenn die GAL das Geld mitbringe, könnte man dem Antrag problemlos zustimmen, sagt Hajen-Sprecher Jenspeter Rosenfeld. Die im Steko gegebene Zusage sei nur unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit gegeben worden.
Mit dem Abbau von Studienplätzen schlachte man eine „heilige Kuh“, sagt die Referentin des Unipräsidenten, Karin Fischer-Bluhm. Sei doch die Mehrheit der Professoren dem Anspruch verbunden, ein „Recht auf Bildung“ zu gewähren. Andererseits hatte die Uni wiederholt gefordert, die wegen der Vakanzrate zwangsweise unbesetzten 280 Stellen auch auf die Zulassungskapazität anzurechnen. Die Umsetzung dieser Sparmaßnahme hatte an Fachbereichen wie den Wirtschaftswissenschaften zum Kollaps des Lehrbetriebs geführt.
Doch ein Abbau von Studienplätzen hätte die bittere Konsequenz, daß der Numerus Clausus weiter in die Höhe klettern würde. Schon heute haben neun Fächer eine Eins vorm Komma, darunter Germanistik, Jura und Politik. kaj
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