Nicht viel los in Teufels Küche

■ Helmut Ruges neues Programm beim Kabarettfestival

Müde Sphärenklänge leiteten am Dienstag abend auf Kampnagel den versprochenen „Höllenritt“ des Münchner Kabarettisten Helmut Ruge ein: „Wenn wir tot sind, hören wir zu sterben auf“. Altersweise Witzchen wie dieser ließen den aus dem inszenierten Jenseits zum Publikum sprechenden Ruge seltsam farblos erscheinen, seinen Themen haftete etwas Willkürliches an.

Individuelle und nationale Sünden sollten laut Ruge in der jedem Land eigenen „Nationalhölle“ gesühnt werden, die Italiener bekommeneine in bunten Farben ausgelegte verpaßt, den Deutschen verspricht er eine in ödem grau und beige. Vor silbern glänzendem Bühnenhintergrund fragt sich der im zweiten Teil als rabiater Rentner auftretende Ruge, warum denn die Jugend ständig künstlichen Nervenkitzel brauche, das „Restzeitabenteuer“ des Älterwerdens sei doch Kitzel genug, wenn jeder Augenblick der Letzte sein könne.

Auf die wenig originelle Frage des Abends „Der Tod ist sicher, nur was machen wir davor?“ fiel die Antwort auch nicht pfiffiger aus. Er jedenfalls wolle bis zu seinem Ableben „schön verrückt sein“, offenbarte Ruge den eigenen Ratschlägen widersprechend seine Bedürfnisse. Man lernt ihn in seinem neuen Programm schon eher als Privatperson denn als Kabarettisten kennen. Daß er eigentlich Opernsänger habe werden wollen, offenbart er in Verbindung mit einer Kostprobe seines gesanglichen Könnens, und daß er sich als „guter Onkel des deutschen Kabaretts“ betrachtet, als „Verlegenheitslösung, wenn Hildebrandt mal nicht konnte“, nahm das Publikum gelassen hin.

Viel mehr war nicht drin, Reimgedichte und durch musikalische Einfach-Rhythmen begleitete Liedchen vermochten den ohne merkliche Höhen und Tiefen dahinplätschernden Abend auch nicht zu retten. Wenngleich sich einige Zuhörer von Ruges harmlosen Höllen-Visionen und Lebensweisheiten angesprochen fühlten, in dieser „Teufels Küche“ hatte es sich eher ausgebrodelt. Eine Verlegenheitslösung eben, dieser Ruge. Simo