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Kroaten und Bosnier kommen sich näher

Einigung auf Waffenstillstand und Rückzug der schweren Waffen / Kommt nun bald die Bildung einer Konföderation und damit die Teilung Bosniens zwischen Kroatien und Serbien?  ■ Aus Genf Andreas Zumach

Bosnien-Herzegowina, Kroatien und der Staat der bosnischen Kroaten, „Kroatische Republik Herceg-Bosna“, stehen nach Angaben des kroatischen Außenministers Mate Granić kurz vor einer historischen Verständigung über einen zukünftigen gemeinsamen Staat. Mindestens 51 Prozent des bislang bosnischen Territoriums soll dieser umfassen, mittelfristig sei die Perspektive eine Konföderation dieses Rest-Bosniens mit Kroatien.

„Wir sind zu dem Schluß gekommen, daß eine aus Kroaten und Muslimen gebildete Union Bosnien-Herzegowina möglich und wünschenswert ist“, hatte auch Krešimir Zubak, der Vorsitzende des letzte Woche neu gewählten „Präsidialrates“ der westherzegowinischen Kroaten am Mittwoch nachmittag erklärt. Strittig sei nur noch die Verfassungsform. Der „Präsidialrat“ war anstelle des entmachteten „Präsidenten“ der Westherzegowina, Mate Boban, getreten, der lange Zeit die Unterstützung Tudjmans genossen hatte.

Die Chancen für eine Verständigung der westherzegowinischen Kroaten mit der Regierung in Sarajevo sind laut Granić seit der Unterzeichnung des Waffenstillstandes am Mittwoch in Zagreb erheblich gestiegen. Dort hatten sich die Kommandeure der bosnischen Regierungsarmee und des „Kroatischen Verteidigungsrates“ (HVO), Razim Delić und Ante Rosso, im Beisein der UN-Generäle Michael Rose und Jean Cot auf eine umfassende Waffenruhe an allen bosnisch-kroatischen Fronten ab heute mittag um 12 Uhr geeinigt. Alle Waffen mit einem Kaliber von über 12,7 Millimetern sollen demnach entweder den UN-Schutztruppen (Unprofor) unterstellt, oder aber um 10 (Granatwerfer) bzw. 20 Kilometer (Panzer und Artillerie) von den Frontlinien zurückgezogen werden. Zudem sollen die für die humanitäre Hilfe dringend notwendigen Straßen geöffnet werden. Eine Regelung für Mostar stehe allerdings bisher noch aus.

Diskreter Druck aus USA, Bonn und Vatikan

In einer bosnisch-kroatischen Föderation soll die Erste Kammer des Parlamentes von der gesamten Bevölkerung gewählt werden, während in der Zweiten die Abgeordneten beider Republiken gleichgewichtig vertreten sein sollen. Die bosnischen Kroaten hoffen dadurch das Übergewicht der innerhalb Bosniens fast doppelt so starken muslimischen Bevölkerungsgruppe ausgleichen zu können. Mittelfristig sollte dieser kroatisch-muslimische bosnische Staat dann eine Konföderation mit Kroatien bilden.

Der kroatische Außenminister, der am Mittwoch abend unmittelbar von Gesprächen in Bonn, Paris und Rom nach Genf gekommen war, bestätigte, daß sich vorrangig die Clinton-Administration, die deutsche und die türkische Regierung sowie Papst Johannes Paul II. für einen gemeinsamen kroatisch- muslimischen Staat stark gemacht hätten. In einem langen Telefonat mit Tudjman habe der Papst diesen in der vorletzten Woche beschworen, seinen Widerstand dagegen endlich aufzugeben. Washington habe Zagreb zugesagt, sich parallel zu einer Lösung in Bosnien für die Wiederherstellung der Vorkriegs-Grenzen Kroatiens einzusetzen.

EU und USA hätten darüber hinaus umfangreiche Kooperationsangebote im wirtschafts- und sicherheitspolitischen Bereich gemacht. Der gemeinsame muslimisch-kroatische Staat Bosnien und die Republik Kroatien sollen, so Granić, Assoziationsverträge mit der EU erhalten und am Nato- Programm „Partnerschaft für den Frieden“ beteiligt werden. Die derzeitigen Blockaden von Weltbank und IWF gegen Kroatien sollten aufgehoben werden. Den bosnischen Serben solle angeboten werden, ebenfalls im gemeinsamen Staat zu verbleiben; Beobachter rechnen jedoch damit, daß die verbleibenden 49 Prozen des bosnischen Territoriums früher oder später an Serbien angegliedert werden.

Im Norden und Westen Bosniens steigern die serbischen Militärs unterdessen ihre Angriffe gegen bosnische und kroatische Enklaven. Im Mittelpunkt stehen Tuzla und Maglaj, wo schwerer Artilleriebeschuß gestern mindestens neun Menschenleben forderte. Unklar bleibt weiterhin die Lage an der Sava-Brücke bei Nova Gradiška. Serbische Milizen versuchen dort seit einer Woche, die UN-Blauhelme zum Abzug zu zwingen. „Heute haben wir die Brücke blockiert, es darf nur noch humanitäre Hilfe hinüber gebracht werden“, sagte ein UN-Sprecher.

Kommentar Seite 10

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