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Ein Naturdenkmal nimmt Form an

■ Der Garten de l'Aigle in Eppendorf wird hergerichtet

„Sicher würde ihr die Idee zusagen, den alten Reformgarten allen Hamburgern zugänglich zu machen“: So stand es im August 1991 in der taz, am Ende eines langen Artikels über die Rosenzüchterin und Reformpädagogin Alma de l'Aigle und deren Vermächtnis, ein verwunschenes Grundstück voller selten gewordener Apfelbäume und Rosenstöcke in Eppendorf. Jetzt ist die Umweltbehörde daran gegangen, aus dem verwilderten Gelände am Appener Weg 3 ein Naturdenkmal zu machen.

Obstbäume und Ziergehölze werden dieser Tage zurückgeschnitten, Ahornschößlinge gerodet, um Licht für Gräser und Blumen zu schaffen. Im Herbst sollen wertvolle alte Rosen und Obstgehölze - mittlerweile mithilfe von Baumschulen und des Botanischen Gartens vermehrt - wieder gepflanzt werden, und in einem Jahr, so die Planung, ist der über 100 Jahre alte Garten in seinem ursprünglichen Zustand öffentlich zugänglich.

Im April 1992 hatte der Senat die kulturhistorisch wertvolle Fläche sichergestellt, bzw. einen großen Teil davon. Vorangegangen war ein Streit zwischen Umwelt- und Baubehörde um die Nutzung des mittlerweile als Wohngebiet ausgewiesenen Grundstücks. Der Erbe der Familie de l'Aigle hatte Haus und Garten an eine Firma verkauft, die dort 73 Eigentumswohnungen errichten wollte. Nach einigen Verhandlungen wurde ein Kompromiß gefunden: Zwar wird gebaut, aber 2000 Quadratmeter Garten bleiben erhalten und werden hergerichtet wie zu der Zeit, als der Freidenker Friedrich de l'Aigle und seine Frau ihre drei Töchter dort liberal und in Liebe zur Natur großzogen.

Alma, die älteste, übernahm die Reformideen ihres Vaters, schrieb naturphilosophische Bücher über Erziehung und erhielt dafür von den Nationalsozialisten Berufsverbot. Der Garten in Eppendorf, ganz anders als andere um die Jahrhundertwernde naturnah und nicht in formaler Strenge angelegt, drückte aus, worum es ihr ging: den Kindern Freude an Pflanzen, Düften und Farben zu vermitteln. ch

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