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Geheimniskrämerei im Eiltempo

■ Celler Investoren bekamen Zuschlag für Stadthaus Schlump / Klage droht Von Marco Carini

Die Prozedur verlief nach Art des Hauses. Rund 20 Mitglieder der „Initiative Stadthaus Schlump“ durften in der BürgerInnenfragestunde brav ihre Fragen zur Zukunft des ehemaligen Krankenhausgeländes stellen, das heute noch von rund 35 Menschen mit Behinderungen, den Schlumper Malern und etwa 25 jugendlichen BewohnerInnen genutzt wird. Konkrete Antworten bekamen die Betroffenen nicht. Dann wurden die Türen für die Öffentlichkeit geschlossen, das bezirkliche Politgremium winkte die „vertrauliche“ Verwaltungsvorlage im Eilschritt durch. Ergebnis: Das Celler Investorenduo Jürgen Gessner und Sven Raap erhielt – wie erwartet – zum Preis von 5,1 Millionen Mark ein 75jähriges Erbbaurecht für das Stadthaus-Gelände.

Obwohl die Weichen damit gestellt sind, hüllt sich das Bezirksamt noch immer in Schweigen über die Plandetails. Die Bezirksamtsleiterin wird wissen warum. Denn das vorliegende Konzept bedeutet einen Kahlschlag für die Evangelische Stiftung Alsterdorf. Zwar sind in dem Konzept zwei behindertengerechte Wohngruppen und die Integration der Behinderten-Künstlergruppe „Schlumper Maler“ vorgesehen, doch die Detail-Pläne dürften für die Alsterdorfer unannehmbar sein. In ihrer bisher einzigen Stellungnahme zu den Schlump-Planungen hielt die Stiftung Mitte der Woche daran fest, am Schlump auch in Zukunft „26 BewohnerInnen“ unterzubringen, was ihr vom Bezirksamt einst zugesichert worden war. Dafür benötigt sie nach eigenen Angaben eine Nutzfläche von gut 1000 Quadratmetern.

Doch die wird sie nicht bekommen. Für den Celler Architekten Jürgen Otto, der für Gessner & Raap das künftige Nutzungskonzept entwickelte, sind die Alsterdorfer Vorstellungen eine „Maximalforderung, die wir so nicht erfüllen werden“. Im Gespräch sei noch allenfalls eine Unterbringung von 20 bis 22 Behinderten auf 800 Quadratmetern. Doch auch die geht Gessner & Raap schon viel zu weit. Jürgen Otto: „Das ist nicht der Ansatz, unter dem der Investor angetreten ist, hier gibt es unterschiedliche Auffassungen“. Und dabei, das ist klar, sitzt der Investor am längeren Hebel.

Auch die Schlumper Maler mit einem Flächenbedarf von 700 Quadratmetern werden aus den Hauptgebäuden in die rund 150 Quadratmeter große Kapelle abgeschoben werden. „Daß die keine 600 Quadratmeter in bester Wohnlage in den Hauptgebäuden bekommen können, drängt sich auf“, stellt Jürgen Otto klar. Hier könne, so der Architekt, allenfalls noch über das „Einziehen von Zwischenebenen oder einen Anbau“ an die Kapelle verhandelt werden.

Klare Aussagen macht der Architekt auch zu der künftigen Miethöhe für die im Stadthaus geplanten 60 freifinanzierten Wohnungen. Die Quadratmeter-Miete, bei der Gessner & Raap auf ihre Kosten kommen, liegt nach Ottos Angaben bei „über 25 Mark“. Der Architekt: „Wir müssen sehen, was der freie Markt hergibt“. Die 25 WohngemeinschaftsbewohnerInnen, die am Schlump eine Bleibe gefunden haben, werden da wohl kaum mitbieten können.

Doch vielleicht können sie doch noch etwas bleiben. Denn das Kinderhaus Sternipark hatte sich um die Trägerschaft der im Stadthaus geplanten Kindertagesstädte beworben und erhielt jetzt vom Jugendamt die Ablehnung. Dagegen will der Träger vor dem Verwaltungsgericht klagen.

Die Klage hätte wohlmöglich aufschiebende Wirkung für das Gesamt-Projekt. Dann aber dürften dem Investor die Kosten davongaloppieren.

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