: Ein heißes Klima für den Rio-Nachfolge-Gipfel
■ Bunt gemischtes Bündnis macht mobil für die Anti-Konferenz in Berlin
Nicht nur die Vertreter und wissenschaftlichen Berater der rund 160 Staaten, die sich im vorvergangenen Jahr auf dem „Rio-Gipfel“ in Brasilien auf den Schutz der Erdatmosphäre geeinigt haben, sorgen im Frühjahr 95 für proppevolle Hotels und Veranstaltungszentren in Berlin. Inzwischen mobilisiert auch ein Bündnis aus internationalen, nationalen und Berliner Gruppen für einen Klimagipfel in der Hauptstadt. Mit Veranstaltungen und Aktionen soll vor und während der Weltklima-Nachfolgekonferenz auf die Staatengemeinschaft Druck ausgeübt werden, damit die Produktion von Treibhausgasen, die die Erdatmosphäre aufheizen, reduziert wird.
Der Alternativ-Gipfel wird die damaligen Gegenveranstaltungen und Demonstrationen zur Tagung des Internationalen Weltwährungsfonds (IWF) 1989 in den Schatten stellen. Im Gegensatz zum IWF aber gebe es diesmal „keine klare Front“, sagte Angela Küster-Ferraro vom Berliner Verein Quilombo gegenüber der taz, der Indianer in Amazonien unterstützt: „Alle müssen zusammenarbeiten.“ Ziel sei, kündigte Sascha Müller-Kraenner vom Deutschen Naturschutz Ring in Bonn an, ein Protokoll zur Klima-Konvention durchzusetzen, das die beteiligten rund 160 Staaten bis zum Jahr 2000 verpflichtet, den jährlichen Austoß von Treibhausgasen um ein Fünftel zu reduzieren. Diese Einsparung sei möglich, sagte Müller- Kraenner, der im zwischenstaatlichen Verhandlungsausschuß der UNO die regierungsunabhängigen deutschen Gruppen vertritt.
Mit den internationalen Veranstaltungen wolle man die Ziele abstecken, an denen sich die Beschlüsse der offiziellen Klima- Konferenz messen lassen müssen, so der Atmosphären-Experte Carsten Körnig von Greenpeace-Berlin. Insbesondere soll Berlin als Gastgeberstadt in den Mittelpunkt des Interesses gerückt werden.
Noch immer sei das Energiespargesetz nicht umgesetzt, bemängelte Stefan Bundscherer vom BUND, dagegen soll der Straßentunnel unter dem Tiergarten – „eine teure Kohlendioxid-Schleuder“ – gebaut werden. Der Verein Künstler in Aktion will die Zusammenhänge von Klimapolitik und wirtschaftlicher Abhängigkeit des Südens verdeutlichen. Aktionskünstlerin Irmela Bittencourt kritisierte die Bestrebungen der Industriestaaten, statt hier Schadstoffe zu reduzieren, klimaschützende Technik wie etwa moderne Kohlekraftwerke nach China exportieren zu wollen.
Bisher gab es in Berlin zwei Vorbereitungstreffen mit mehr als zwei Dutzend Gruppen, darunter die Gesellschaft für Solidarische Entwicklungszusammenarbeit (GSE), Robin Wood, die Grünen und SolarMobil. Dirk Wildt
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