Bildschnee: Ihr 49. Platz
■ Lillehammer im TV (letzter Teil)
Für die FAZ dauern sie schon viel zu lange, Sportfreaks hätten gerne noch mehr von allem gehabt, Feuilletonisten vermißten vor allem das erhebende Moment an sich. Allein die Quotenzähler der Öffentlich-Rechtlichen dürften die eine oder andere Flasche Sekt geköpft haben: Schon bei Halbzeit der Lillehammer-Spiele stand fest, daß seit Innsbruck 1976 kein wintersportliches Ereignis so viele Zuschauer vor die Geräte lockte.
So werden sicher schon am Montag bei den Privaten Überlegungen präzisiert werden, wie man – spätestens für Sydney 2000 – an die TV-Lizenzen kommen kann. Es ist eine alte Marketingweisheit: Der Fernsehsport eint alle Schichten und Generationen, vor allem bei solchen Niedlichkeiten, wie sie aus Norwegen herüberstrahlten. ARD und ZDF lieferten handelsübliche Konfektionsware, die Highlights wurden ihnen ohne großes Zutun von den deutschen Sportlern geliefert.
Die wahren Mediengewinner sind allerdings andere. Der Kulturkanal arte beispielsweise, der wenigstens einmal einen ganzen Abend dem Kultur- und Wirtschaftsland Norwegen widmete. Oder das Radio: Was die Reporter per Äther lieferten, war meist hintergründiger, witziger und spannender aufbereitet als alles, was die Sennes & Co. zu vermitteln imstande waren.
Für Nagano 1998 gilt: Angermann wird noch nicht die Pensionsgrenze erreicht haben, Delling wird endlich einmal Fassbender als Moderator ablösen, und angesichts minderer Medaillenchancen der Deutschen werden die Kommentatoren mal wieder den Reiz des Sportergebnisses als solchen entdecken: „Ihr 49. Platz – das ist doch sicher ein Erfolg?“ Im übrigen hat das Blatt, hinter dem sich nur kluge Köpfe verstecken, recht: Es reicht mit Lillehammer. Weihnachten dauert schließlich auch nicht einen ganzen Monat. Jan Feddersen
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