Stellen-Streit an der Humboldt-Universität

■ Personalrat stimmte Kündigungen und Stellenumwandlungen nicht zu

Die Beziehungen zwischen der Humboldt-Universität und der Wissenschaftsverwaltung sind gespannt. Es geht um 178 Mittelbaustellen, die eigentlich bis zum 31. Dezember 1993 von der HUB hätten gekündigt werden müssen, und um weitere 173 Stellen, die bis zu diesem Termin von einer unbefristeten zu einer befristeten Stelle hätten umgewandelt werden müssen. Die HUB versäumte jedoch den Termin, angeblich, so Präsidentin Marlies Dürkop, weil die Personalverwaltung der Universität „völlig überfordert“ und der Personalrat die Kündigungen „in übergroßer Zahl“ abgelehnt habe.

Monika Grütters, Sprecherin des Wissenschaftssenators Manfred Ehrhardt (CDU), sagte, daß dem Land, weil jetzt die Gehälter weiterbezahlt werden müssen, ein „Schaden“ von mindestens elf Millionen Mark entstanden sei. Derzeit prüfe der Senator, ob Frau Dürkop sich eventuell der „Dienstpflichtverletzung“ schuldig gemacht habe. Denn laut Einigungsvertrag habe der Personalrat bei Kündigungen „mangels Bedarf“ kein Mitbestimmungs-, sondern nur ein Mitwirkungsrecht. Darüber hinaus habe die Personalkommission der HUB 155 der 178 Kündigungen sowie die Mehrzahl der Änderungskündigungen bereits lange vor November beschlossen. Weil die alten Mitarbeiter weiterbeschäftigt werden müssen, so die Wissenschaftsverwaltung, sei die Einstellung neuer WissenschaftlerInnen blockiert.

Als besonders prekär gilt die Situation in den Fachbereichen Fremdsprachliche Philologien und Afrika- und Asienwissenschaften. Hier ist die Differenz zwischen Soll und Ist-Stellen im akademischen Mittelbau besonders groß. Viele wissenschaftliche MitarbeiterInnen sind über 50 Jahre und durch viele Veröffentlichungen ausgewiesen und sitzen auf Stellen, die eigentlich der Weiterqualifizierung dienen sollten. Fast ein Viertel, nämlich 34 der insgesamt 178 Stellen, befinden sich im fremdsprachlichen Bereich, so dessen Verwaltungsleiterin Else Engelhardt. Zwei der gekündigten Mitarbeiter hätten sich wieder erfolgreich eingeklagt, sechs Mitarbeiter sollten vom wissenschaftlichen in den technischen Bereich versetzt werden, und 24 Menschen hätten zwar eine Kündigung bekommen, diese seien aber vom Personalrat nicht genehmigt worden.

Nicht nur der Schwebezustand um die vom Personalrat nicht genehmigten Kündigungen beeinträchtige eine Reformierung des Fachbereichs, sondern gleichermaßen auch die Sparzwänge im Landeshaushalt, betont sie. Von den 38 Soll-Professorenstellen seien derzeit 14 noch unbesetzt, obwohl die Rufe alle ergangen seien. Wegen den fehlenden Geldern würden Berufungsverhandlungen, bei denen um die Ausstattung gestritten wird, scheitern. Andere Berufungsverhandlungen können wegen des kürzlich beschlossenen Einstellungsstopps gar nicht erst aufgenommen werden. Und für die Lehre besonders prekär sei, sagt Ilse Engelhardt, daß auch Lehraufträge gestrichen und bereits beschlossene Gastprofessuren eingefroren seien. Die schwierige Lage im Fachbereich ändere sich deshalb nicht automatisch, wenn der Stellenkonflikt zwischen HUB und Wissenschaftssenator bereinigt sei, sagt sie. Die Wissenschaftsverwaltung ist hingegen entschlossen, den Stellenstreit und die Änderungskündigungen vor das Abgeordnetenhaus zu bringen. Anita Kugler