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„Immer Tee mit Zucker“

■ Von den Querelen der Togolesen mit dem Asylschiffkapitän

„Immer ist der Tee gezuckert“, sagen die jungen Togolesen, die auf dem Asylschiff im Kohlehafen wohnen, „morgens, mittags, abends, immer Tee mit Zucker“. Schiffskapitän Herbert Herweck seufzt: „Wir bieten süßen Schwarztee an, aber auch vier Kannen ungesüßten, weil vier Personen den Tee ohne Zucker wollen - ach wissen Sie, das sind Spielchen, die mache ich schon seit sechs Monaten mit“.

Aber es ist ja nicht nur das Essen, weswegen sich die Schiffsbewohner mit Hilfe der Flüchtlingshilfeorganisation Refugio nun erneut an die Öffentlichkeit gewandt haben. Nein, mindestens genauso schlimm: die Spinde würden durchwühlt, damit sei das letzte bißchen Intimität dahin. Gar Fernseher beschlagnahmt, Angeln sowieso, und manchmal liege gleich ein ganzes Stockwerk die Nacht hindurch ohne Strom da ...

„Aber das ist doch keine Absicht“, sagt der Kapitän, „uns fliegen nachts die Sicherungen drei-, viermal um die Ohren“. Die Leute schlössen Kocher mit 2.000 Watt an die Steckdosen, die aber nur 1.000 Watt vertragen. Auch Fernseher ohne Abdeckung und Bügeleisen mit blanken Drähten, die müsse er einfach konfiszieren. Die Mitarbeiter der Feuerwehr hätten die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als sie jüngst zu einer Stichprobenkontrolle auf dem Schiff waren. Und Angeln ohne Angelschein sei nun mal eben verboten. Ganz abgesehen davon, daß die Putzfrauen immer die Fischeingeweide aus den verstopften Duschabflüssen hätten ziehen müssen.

Und was die Spinde beträfe: Laut Hygienegesetz sei er verpflichtet, verdorbene Lebensmittel aus den Kabinen zu holen, angeschimmelte Marmeladen und Brot zum Beispiel. Allerdings suche man nicht nur nach Verdorbenem in den Spinden, gibt Herweck zu, sondern vor allem nach Geschirr. Die Küche verfüge über 600 Servierteller, doch jede Woche fehlten wieder 300.

Aber das mit den Spinden ist längst nicht das größte Ärgernis für die Togolesen: Daß das Essen immer, immer aus der Tüte komme, nie, nie frsich sei - das empört sie. Behält der Kapitän etwa Geld für sich, fragen sie ganz unverhohlen. Hier platzt nun Herweck der Kragen: „Pommes sind natürlich aus der Tüte, und Spaghetti ...“ Sonst aber gebe es abends immer zum Beispiel eine Tomate und eine Orange, fast jeden Abend zusätzlich ein Ei oder eine Banane. „Wir können uns sowas nur leisten, weil oft welche fehlen. Wenn immer alle 400 dawären, ginge das nicht.“

Ein Problem allerdings läßt sich offenbar so gar nicht lösen: Besuche. Der Kapitän: „Frauen, so leid es mir tut, haben auf dem Schiff nichts zu suchen, Ich finde das auch nicht schön“. Nur Angehörige seien zugelassen, und auch die nur im Aufenthaltsraum. Herweck verweist auf die Erfahrungen mit Prostitution auf dem Allerhafenschiff.

Karoline Linnert, Sozialexpertin der Grünen, wundert sich über solche Vorkommnisse überhaupt nicht: „Erst kaserniert man die Leute, nimmt ihnen jede Beschäftigungsmöglichkeit, dann fangen sie an, Dummheiten zu machen, und dann verschärft man die Bedingungen. Der Fehler liegt doch vorher.“ Sie schlägt vor, Heimbeiräte zu wählen, die zwischen Bewohnern und Betreibern vermitteln könnten. Da die Bewohner häufig wechselten, müßten wohl auch Leute von außen die Beiräte unterstützen.

Um die Unzufriedenheit der Asylsuchenden wenigstens ein bißchen zu mildern, sollten sie mehr in Sportvereine integriert werden, sagt Linnert. Ihr geht ein kurdischer Jugendlicher nicht aus dem Kopf, der erst im Knast saß und dann wieder auf dem Schiff wohnt: „Im Knast war es besser, da konnte ich wenigstens Fußball spielen“, sagte er. Christine Holch

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