: Als die Frauen aufbrachen
■ „Filmarchiv Frauen“ stellt die Filmerin und Feministin Helke Sander vor
Pünktlich zum internationalen Frauentag am 8. März präsentiert das Filmarchiv Frauen (FAF) im Filmhaus in der Reihe Zwischen den Filmen Werke der Hamburger Filmemacherin und Pionierin der neuen Frauenbewegung Helke Sander. Das FAF, das derzeit selbst ums Überleben zu kämpfen hat, gibt damit auch einen Einblick in die Geschichte der Frauenbewegung. Vier Filme geben Aufschluß über das Werk Helke Sanders, zudem werden Videos mit Interviews mit ihr gezeigt und im Überblick werden ihre Publikationen vorgestellt.
Brecht die Macht der Manipulateure entstand 1967/68, als die APO gegen das Weltbild des Springer-Konzern mobil machte. Sander ist offen parteilich gegen die mediale Übermacht, ironisiert in absurden Spielszenen die Angst der Medienzaren vor rebellierenden Studenten und dokumentiert den aufkommenden Widerstand gegen die blenden Bilder aus der heilen Bildzeitung-Welt.
In dem Spielfilm Der subjektive Faktor erzählt Sander Annis Biographie. Anni wird über ein Jahrzehnt nach der Gründung des „Aktionsrates zur Befreiung der Frauen“ von ihrem Sohn mit der eigenen Geschichte konfrontiert. In Die Deutschen und ihre Männer/Bericht aus Bonn, einem Dokumentarfilm mit Spielfilmelementen sucht eine Österreicherin namens Lieschen Müller in Bonn zwischen Staatssekretären und Taxifahrern nach dem Mann fürs Leben.
Auch Sanders jüngstes Werk BeFreier und Befreite, der Versuch, sich filmisch der historischen Fakten der Massenvergewaltigungen nach Ende des 2. Weltkriegs in Berlin zu nähern, wird zu sehen sein, auf daß sich Zuschauende ein eigenes Urteil bilden und anschließend mit der Regisseurin diskutieren können (Metropolis, 9.3., 19 Uhr). Die - in Deutschland heftig umstrittene - zweiteilige Dokumentation wurde 1993 gleich zweimal ausgezeichnet: beim Human-Rights-Watch-Festival in New York mit dem Nestor-Almendros-Preis, und beim 2. Frauenfilmfest im weißrussischen Minsk mit dem Sonderpreis der Jury.
Von solcherlei Meriten können die drei FAF-Frauen, allesamt selbst Filmemacherinnen, derzeit nur träumen. „Wir fallen durch alle Netze und leben von Spenden“, erläutert die Regisseurin Margit Czenki, eine von ihnen, die Lage. Die in der Bundesrepublik einzigartige Initiative, die sich mit Videofilmarchiv und einer Frauenfilmbibliothek in erster Linie als Vermittlerin zwischen Publikum, Kinos und Filmemacherinnen versteht, braucht nun schleunigst Unterstützung (Kontonummer 101600, BLZ 20050000). Trotz der Sorgen bleiben die FAF-Frauen auch am 8. März solidarisch: Dann wird im FAF nicht gearbeitet, sondern im Filmhaus der Frauenstreiktag gefeiert. Julia Kossmann
FAF-Telefon: 040-39826288; Filme im Metropolis, Ausstellung und Veranstaltungen im Filmhaus, Termine s. Veranstaltungen
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