: Eine schwarzrotgrüne Koalition für die Sonne
■ Im bayerischen Freising gibt's fünf Solar- stromerzeuger mit Vergütungsverträgen
„Eigentlich“, so erzählt Ernst Schrimpf vom Freisinger Solarenergie-Förderverein, „hatten wir nur zwei Leute massiv gegen uns, den CSU-Oberbürgermeister und den Chef der Stadtwerke.“ In der Tat votierten Ende letzten Jahres von 36 Ratsmitgliedern der bayerischen Kleinstadt 31 für die „kostendeckende Vergütung“ der Solarenergie. Während der OB bei seinem Nein bleibt, zieht Gerhard Schmid, Direktor der Stadtwerke, inzwischen mit den Solarpionieren aus CSU, SPD und Grünen an einem Strang. Mit fünf Sonnenstromerzeugern sind die Vergütungsverträge unter Dach und Fach. Für den Strom aus ihren Anlagen vergüten die Stadtwerke zwei Mark pro Kilowattstunde (kWh). „Wir wollen damit ein Signal für die Sonnenenergie setzen“, sagt Schmid, „denn es geht darum, daß über eine Ausweitung der Nachfrage die Preise für die Anlagen massiv gesenkt werden.“
Um die zusätzlichen Kosten wieder reinzubekommen – insgesamt hat der Rat grünes Licht für ein 100-Kilowatt-Programm gegeben –, wird der Strompreis aller Privatkunden im Versorgungsgebiet um 0,1 Pfg (ca. 0,5 Prozent) erhöht. Der entsprechende Antrag auf Strompreiserhöhung wurde beim Wirtschaftsministerium inzwischen gestellt. Die Entscheidung steht zwar noch aus, aber das erste Geld haben die solaren Ministromproduzenten, die ihre Gesamtleistung ins Netz einspeisen, schon bekommen. Für den Fall, daß die Genehmigungsbehörde ihr Jawort verweigert, sehen die Privatverträge mit den Stadtwerken ein Rücktrittsrecht vor. Sollte es tatsächlich so kommen, wäre der Rat erneut gefragt. Für die Ökostromproduzenten sollen dann nach den Vorstellungen der örtlichen Politik Finanzquellen der Stadtwerke jenseits des Strompreises erschlossen werden.
Noch in diesem Jahr werden Neuanlagen mit einer Gesamtleistung von 13,5 kW in der 42.000 Einwohner zählenden Kommune gebaut. Ernst Schrimpf ist sicher, daß die „kostendeckende Vergütung“ die effizienteste Förderungsform darstellt. Weil die Anlage von den Betreibern vollständig vorfinanziert werden muß – eine 1-kW- Anlage kostet etwa 20.000 Mark –, braucht es etwa 20 Jahre, bis sich die Investition amortisiert hat. Diese Rahmenbedingungen gewährleisten nach Schrimpfs Überzeugung, „daß die Betreiber auf ein reibungsloses Funktionieren ihrer Anlagen achten“.
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