: Weder Chefsache noch Nebenaspekt
■ Tagung zum Umweltschutz im Betrieb
Etwa 200 AusbilderInnen, LehrerInnen und StudentInnen aus dem ganzen Bundesgebiet kamen von Dienstag bis Freitag im Pavillon zusammen, um sich über ökologisches Wissen in der Berufsausbildung und im beruflichen Alltag auszutauschen. Ob beim Umgang mit neuen Technologien oder bei der „Entsorgung“ von giftigem Sondermüll - an Berufsschulen und in der Industrie sei Umweltbildung oft nur ein Nebenaspekt, klagten engagierte PädagogInnen.
„Es reicht nicht aus, Probleme und Gefahren zu benennen. Wir müssen im Umweltschutz konkrete Handlungen für die Berufspraxis entwickeln“, sagte die Organisatorin Ursula Schnurpel vom Institut für Umweltschutz und Berufsbildung. Umweltschutz dürfe in Betrieben weder als reine „Chefsache“ behandelt werden, noch dürfe Ökologie auf gesonderte Berufe und Unterrichtsfächer begrenzt werden. Das Institut für Umweltschutz und Berufsbildung will durch Seminare, Vorträge und pädagogische Materialien ArbeitnehmerInnen Umweltbildung vermitteln.
Die Tagung, gefördert durch das Niedersächsische Kultusministerium und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, sollte vor allem Kontakte zwischen den Umweltpädagogen in Berufsschulen herstellen. „Das Wichtigste ist, erstmal anzufangen. Dann ergeben sich von allein neue Perspektiven der Zusammenarbeit“, so Professor Dieter Jungk, seit zwölf Jahren ein Verfechter des Umweltschutzes in der Berufsbildung.
Jungk selbst hat früher Weber gelernt: „Damals habe ich noch Asbest verwebt und seine tollen Eigenschaften gelobt“, erinnert er sich. Auch heute noch würden ökonomische und technische Aspekte die Ausbildung bestimmen, Umweltschutz werde oft als „Randproblem“ gesehen. Eine neue Pädagogik jedoch müsse das Lernen verändern. Ziel sei, auch das Gefühlsleben der Schüler anzusprechen, um sie für die Ökologie zu begeistern.
Nicht durch Vorträge und passives Zuhören, sondern durch selbstständige Erkundungen in Betrieben wurden Öko-Checklisten und Konzepte zur Müllvermeidung erarbeitet. Die Tagung im Pavillon sollte selbst Beispiel für eine Pädagogik sein, die Lernende „nicht zu passiven Objekten macht, sondern ihre vorhandene Kompetenz ernst nimmt“, so Dieter Jungk.
Für Wolfgang Derkau, der einen Modellversuch Umweltbildung in Hessen leitet, war die Tagung „Anregung und Kontaktbörse“. Den StudentInnen und angehenden LehrerInnen bedeuteten die Workshops „Vorbild und Hilfestellung für die eigene Umsetzung“, sagt Britta Plötz. „Umweltschutz beginnt schon beim saisonalen Einkaufen“, so die angehende Lehrerin für Hauswirtschaft, „zum Beispiel braucht man im Februar keine Erdbeeren“.
kb
Kontakt: Institut für Umweltschutz und Berufsbildung, Wunstorfer Str. 32-34, 30453 Hannover, Tel.: 0511/211 125
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