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Atomwaffenlobby marschiert

■ Frankreichs Verteidigungsminister will neue Versuche

Paris (AFP) – Der französische Verteidigungsminister Francois Leotard hält eine Wiederaufnahme der Atomversuche im Pazifik für „die Zukunft“ für notwendig, damit Frankreich „die Fähigkeit zur Simulierung“ der Tests in Computern erlangen könne. Wie der Minister am Donnerstag vor dem Finanzausschuß der Pariser Nationalversammlung ankündigte, sollen die entsprechenden Kredite in den nächsten fünf Jahren verdoppelt werden. Nur so könne Frankreich in „neun bis zehn Jahren“ die Simulierungskapazität der USA erreichen. Für 1994 waren einem parlamentarischen Bericht zufolge 360 Millionen Franc, das sind rund hundert Millionen Mark, für diesen Bereich vorgesehen.

Die gegenwärtige französische Atomstreitmacht ist nach Ansicht des Verteidigungsministers durch das Atomtestmoratorium „in keiner Weise bedroht“. Die Erneuerung des Atomsperrvertrages 1995 werfe keine besonderen Probleme für Frankreich auf. Dagegen werde der Vertrag über ein totales Testverbot, über den in Genf verhandelt wird und den die Amerikaner 1996 zum Abschluß bringen wollen, nur gebilligt werden, wenn Frankreich „die Fähigkeit zu simulieren“ beherrsche, so Leotard.

Die Frage einer Wiederaufnahme der von Frankreich im April 1992 ausgesetzten Atomversuche ist innerhalb des regierenden bürgerlichen Lagers umstritten. Der Chef der neogaullistischen RPR, Jacques Chirac, hatte in der vergangenen Woche der Regierung vorgeworfen, sie habe einer Verlängerung des Moratoriums zugestimmt. Leotard hatte er vorgehalten, es fehle ihm an Mut gegenüber dem sozialistischen Staatschef François Mitterrand.

Bei einer am Dienstag veröffentlichten Meinungsumfrage im Auftrag der Zeitschrift GLobe Hebdo hatten sich drei von vier Franzosen gegen eine Wiederaufnahme der Atomversuche ausgesprochen, solange die anderen Atommächte sich gleichfalls an das Moratorium halten.

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