■ Schöner Leben: Keine Bewegung!
Es ist eine seltsame Welt dort draußen. Noch jetzt, wo ich lässig an meinem 45er Magnum-Eis knabbere und ganz entspannt auf das dampfende Pflaster der heißen, nächtlichen Straßen herabblicke, spüre ich das dumpf blubbernde Brodeln unter der lächerlich dünnen Oberfläche dieser Stadt... Doch drehen wir die Zeit ein paar Stunden zurück.
Es schien ein ganz normaler, lausiger Freitagabend zu werden. Auf der Horner St./Ecke 42ste fegte der Barkeeper vom „Geerken's“ mit einer lässigen Handbewegung ein paar Gäste aufs Trottoir. In der Ferne sangen die Polizeisirenen ihr übliches, lakonisches Lalülala in die Nacht. Plötzlich röchelte mich ein automatischer Türdrücker von der Seite an. Sowas ignoriere ich natürlich gewohnheitsmäßig. Doch nur ein paar Schritte weiter summte mich schon wieder was an. Eine rostige Stimme kroch aus der Gegensprechanlage: „Tony? ...Tony, bist du es? Warte, ich komm' mal runter...“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich spuckte meinen Eisstiel verächtlich in Richtung Klingelknopf und erhöhte meine Puls- und Schrittfrequenz.
Da erfaßte mich, zwei Hauseingänge weiter, ein Schlaglicht. Sie hatten mich, keine Frage! Ich erstarrte im eiskalten Spot, der jede Bewegung von der Fußmatte bis zur Gosse zu kontrollieren schien. Nur jetzt nicht rühren. Nicht atmen. Kein Schweißtropfen durfte auf den kochenden Asphalt fallen. 30 Sekunden lang musterte mich das gleißende Licht. Aber dann vernahm ich das erlösende Klickern eines kleinen Relais – vorbei der Spuk. Ausgetrickst! Mit wehendem Trenchcoat stürzte ich die restliche Straße hinunter, während dicht hinter mir die Bewegungsmelder, die mechanischen Augen der Großstadtnacht, der Reihe nach ihr Höllenfeuer abfackelten – zu spät, ihr Biester..
H. Ardboiled
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