: Bei Vergewaltigung: Keine Frau für die Frau
„Es ist nicht immer gewährleistet, daß eine Frau Rufbereitschaft macht.“ Personalmangel, so Polizeisprecher Hans-Jürgen Petersen, hat das LKA 213 – das Fachdezernat für Sexualdelikte – gezwungen, die Arbeit nachts einzuschränken. Petersen: „Das hat mit der aktuellen Spardiskussion aber nichts zu tun.“
Das LKA 213 bearbeitet alle Fälle von sexueller Gewalt gegen Frauen (Vergewaltigung, Sexuelle Nötigung). 307 Vergewaltigungen waren bei der Dienststelle im vorigen Jahr angezeigt worden, 208 Fälle von Männergewalt konnten aufgeklärt werden. Es ist die einzige Dienststelle der Hamburger Polizei, in der darauf geachtet wird, daß die Hälfte des Personals Frauen sind. Doch nun regiert Notstand. Folge: Statt bisher eine Beamtin und ein Kriminaler kann nunmehr nur noch ein Mitarbeiter oder eine Beamtin die Rufbereitschaft bei Nacht verrichten – eine Zeit, wo in der Regel die meisten Fälle von Gewalt gegen Frauen auftreten.
Laut Petersen aus zwei Gründen: Zum einen wg. Personalfluktuation. „Das schlägt bei Frauen nicht so zu Buche, die gerne beim LKA 213 arbeiten, als bei Männern. Insofern ist die Frauenquote erfüllt“, so Petersen. Zum anderen gebe es eine Dienstvereinbarung, daß die BeamtInnen nur drei nächtliche Rufbereitschaftsdienste pro Monat absolvieren dürfen. „Die Kombination beider Faktoren haben zu dem Engpaß geführt.“ Und zu dem Problem, daß manche Nacht nur ein LKA 213-Mann im Einsatz ist, vergewaltigte Frauen, die von einer Frau vernommen werden wollen, also bis zum Morgen auf ihre Vernehmung warten müssen.
Da aber viele Nachwuchspolizistinnen zur Kripo gehen, um Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen, ist die LKA 213-Leiterin zuversichtlich, daß sich beim Ausschreibungsverfahren bald die notwendigen Nachwuchsbeamtinnen bewerben.
Kai von Appen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen