■ Mit Frauenarbeit auf du und du: Kloster Aufsichtsrat
Berlin (taz) – Das Lied ist uralt – und dennoch leider immer noch wahr: Je höher die Hierarchieleiter, desto dünner die Luft für Frauen.
Obwohl inzwischen in Deutschland ein Drittel der Menschen mit Hochschulabschluß weiblich sind und ihr Anteil in den jüngeren Jahrgängen noch weitaus höher liegt, sind Frauen in Führungspositionen noch immer absolute Raritäten – und damit bleiben Status, Einfluß und hohes Einkommen fast immer den Herren mit Schlips und Kragen vorbehalten.
Nur 5,9 Prozent des gesamten Managements ist weiblich – und betrachtet frau die Zusammensetzung von Aufsichtsräten, so sieht sie sich mit einer Gesellschaft konfrontiert, die an ein Kloster erinnert: 99,7 Prozent dort sind Männer. In den Vorstandsetagen sieht es mit 99,3 Prozent nur unwesentlich besser aus.
Eine in Management Wissen und der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung erstellte Studie von 1990/91 belegt, was wir alle schon immer ahnten: Wenn überhaupt, dann haben Frauen nur in relativ kleinen Betrieben eine Chance. Im Handel sind die Möglichkeiten für Frauen noch am besten. Firmen mit mehr als 5.000 Beschäftigten kennen so gut wie keine Chefinnen. Treuhand-Geschäftsführerin Birgit Breuel ist da die vielzitierte Ausnahme. In der DDR sah es zwar in punkto Frauenarbeit ein bißchen gleichberechtigter aus; aber auch hier waren lediglich 2,3 Prozent der BetriebsleiterInnen Frauen.
Aber das obere Management ist ja nicht alles; schließlich tummeln sich dort eh weniger als 150.000 Menschen. Auch bei Emma-Normalverbraucherin zeigt sich, daß die männerstrukturierte Gesellschaft es nach wie vor schafft, Frauen draußen zu lassen. Nur 58,5 Prozent der westdeutschen Frauen im arbeitsfähigen Alter hatten 1990 einen Job; bei den Männern waren es immerhin 82,7 Prozent, zitiert das Parlament entsprechende Untersuchungen. Zwar hatten Männer bei der sogenannten Erwerbsquote in den letzten 20 Jahren Federn lassen müssen, und Frauen hatten einige Prozentpunkte aufgeholt. Aber gerade bei den Entlassungswellen der letzten Zeit zeigt sich einmal mehr, daß in Krisenzeiten als erste Frauen mit einem blauen Brief rechnen müssen. aje
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen