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„Ich spüre nichts, aber bleiben Sie dran“

■ Donnerwetter: Der Frauenstreiktag in einigen ausgewählten Hamburger Betrieben

Karstadt, Mönckebergstraße. 70 Prozent der rund 1300 MitarbeiterInnen sind Frauen. Das Telefon in der Pressestelle bedient Frau Pohmeier. Wie jeden Tag. Frauenstreik? „Nein, hab'ich bisher noch nicht viel gemerkt, aber ich versuch' Sie mal mit der Personalabteilung zu verbinden.“ Es meldet sich Frau Maas und lacht. Frauenstreik? „Ich spüre nichts, aber bleiben Sie mal dran.“ Frau Maas verbindet mit Herrn Käse. „Ich bin der Personalleiter.“ Frauenstreik? „Überhaupt nicht.“ Ach so, doch, ja ja. Einige haben ein Flugblatt verteilt, ein bißchen diskutiert. Außerhalb der Dienstzeit, versteht sich. Nein, versichert Herr Käse, kein Einfluß auf den Geschäftsgang.

Branchenwechsel. Gruner + Jahr. Genau, der fortschrittliche Verlag mit den großen Frauenzeitschriften, in dessen Vorstandsetage allerdings neun Männer ganz unter sich sind. Das Telefon der Gruner-Pressestelle bedient – na, klar: Frau Sturm. Streik? „Och nö, eigentlich hier überhaupt nicht. „Aber wenn Sie mal mit ...“. Frau Sturm verbindet mit dem auskunftsberechtigten, richtig, Herrn Groffy, der verspricht, sich „kundig“ zu machen. Prompter Rückruf samt offizieller Entwarnung: „Der Frauenstreiktag macht sich bei Gruner + Jahr nicht bemerkbar.“

Noch ein Versuch. Die Sozialbehörde. Frauenquote im 2880 MitarbeiterInnen-Amt: 56 Prozent. An der Behördenspitze: eine Senatorin, eine Staatsrätin, eine Pressesprecherin. Am Telefon Frau Gottschalk: „Bei der Arbeit.“ Frau Gottschalk verbindet mit Frau Baumeister. Frauenstreik? „Die Behörde als solche beteiligt sich nicht.“ Die Devise des Behörden-Matriarchats: Toleranz, wenn Frauen am Nachmittag zum Rathausmarkt gehen. „Stillschweigende“ Toleranz, versteht sich . uex

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