: Clinton unter Druck
■ „Keine glaubwürdigen Beweise“
Washington (dpa/AFP/wps) – US-Präsident Bill Clinton gerät in dem sogenannten Whitewater- Skandal immer mehr unter Druck. Bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus am Montag räumte er erstmals ein, bereits im Oktober über die Ermittlungen informiert gewesen zu sein, bevor die damals im Finanzministerium geführten Untersuchungen über Unregelmäßigkeiten bei der „Madison Guaranty“-Sparkasse in Arkansas dem Justizministerium übergeben wurden. Er wies aber Vorwürfe zurück, die Ermittlungen behindert zu haben. „Es gibt keine glaubwürdigen Beweise, daß ich das Gesetz gebrochen habe“, sagte er. „Es wird keine Vertuschung geben. Es wird in diesem Amt keinen Machtmißbrauch geben“. Am Samstag war Clintons Rechtsberater Bernard Nussbaum zurückgetreten, nachdem ihn das FBI für kommenden Donnerstag zusammen mit sechs hohen Beamten des Weißen Hauses sowie der „First Lady“ Hillary Clinton zu einer Anhörung vor dem Ermittlungsleiter Robert Fiske vorgeladen hatte.
Bei dem Skandal geht es um die Frage, inwieweit die Immobilienfirma Whitewater in Arkansas – an der die Clintons beteiligt waren – von Staatsgeldern profitierten, die zur Rettung der bankrotten „Madison Guaranty“ Sparkasse bestimmt waren und offenbar als illegale Ausgleichszahlungen an die Firma Whitewater flossen; die Sparkasse gehörte James McDougal, Freund der Clinton-Familie und ebenfalls Whitewater-Teilhaber, und soll zudem illegal Gelder zur Unterstützung von Clintons Wahlkampf um das Gouverneursamt von Arkansas im Jahre 1984 ausgegeben haben.
US-Vizepräsident Al Gore und Clinton-Berater George Stephanopoulos räumten am Sonntag ein, das Weiße Haus habe in der Affäre „Irrtümer“ begangen. Derzeit stehe jedoch kein „glaubwürdiger Vorwurf“ im Raum. Gestern berief Clinton als Nachfolger Nussbaums nun den 76jährigen Anwalt Lloyd Cutler als seinen Rechtsberater. Der prominente Jurist war bereits Berater des früheren Präsidenten Jimmy Carter und gilt als unbescholten. Ermittlungsleiter Robert Fiske sprach sich unterdessen gegen Forderungen republikanischer Abgeordneter nach einem Untersuchungsausschuß des US- Kongresses zu Whitewater aus.
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