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Rüde Männer auf der Frauendemo

■ Das Ende des Frauenstreiktags: Männer schlugen Demonstrantinnen und bedrohten sie mit Revolvern Die Polizei fand das anscheinend gar nicht schlimm und gewährte den Grobianen Rückendeckung

Getreu dem Motto „Knüppel aus dem Sack!“ sind gestern aufgebrachte Männer und Polizisten gegen Demonstrantinnen des Frauenstreiktages vorgegangen. Ein Autofahrer zog seinen Revolver, um die Frauen vor seinem Auto zu vertreiben. Der Demonstrationszug, schon etwas aufgelockert, war auf dem Weg vom Haus der Demokratie zum Roten Rathaus. Noch bevor die Demonstrantinnen vorbeigezogen waren, schoß ein ungeduldiger Autofahrer aus der Straße neben dem Stadtschloß in die Menge hinein, um in Richtung Rotes Rathaus zu gelangen. Einige Frauen versuchten, ihn aufzuhalten, und baten ihn zu warten, bis die Demonstration beendet sei. Dadurch ließ sich der Mann jedoch nicht besänftigen, spielte mit dem Gaspedal und schubste die Frauen immer wieder mit seiner Kühlerhaube. Kurz darauf verlor er die Beherrschung, zog einen Revolver und richtete ihn durch die Windschutzscheibe in die Menge. Die Frauen sprangen zur Seite, der Revolverheld folgte dem Demonstrationszug.

Weit kam er jedoch nicht. Die 25 Jahre alte Roswitha Sauer lief ihm mit ihrer Kamera hinterher, um beim nächsten Polizeibus Anzeige zu erstatten. Die Anzeigenaufnahme wurde jedoch mehr zu einem Verhör der Frau als des Mannes. Ihr sei jeglicher Kontakt zu den anderen Zeuginnen vor dem Polizeiwagen untersagt worden, berichtete Roswitha Sauer gegenüber der taz. Als sie den Ordnungshütern erklärte, sie wolle mit den anderen Frauen ihre rechtliche Situation besprechen, habe sie einer der Beamten angeschrien: „Hier wird überhaupt nichts geregelt!“ Dem Mann seien keinerlei Fragen gestellt worden, lediglich seine Personalien habe man festgestellt. „Ich habe mich in dem Polizeibus gefühlt wie eine Verhaftete“, sagte Sauer. Die Polizisten wollten ihr sogar noch eine Anzeige anhängen, weil sie angeblich das Auto des Revolverhelden beschädigt habe. Erst als Sauer wütend beteuerte, sie habe den Wagen nicht angefaßt, erließen die Beamten eine Anzeige gegen Unbekannt.

Am Wittenbergplatz schlug ein Mercedesfahrer eine unliebsame Frau, um sie zum Schweigen zu bringen. Nachdem der Grobian in die blockierte Kreuzung gefahren war, forderte eine der anwesenden Feuerschluckerinnen den schreienden und wild gestikulierenden Mann auf, nicht in die Menge zu fahren. Daraufhin schlug er ihr kurzerhand ins Gesicht.

Eine Schweizerin, die in der Nähe des Frankfurter Tors in Friedrichshain Spuckies mit der Aufschrift „Frauenstreiktag“ an die Rücklichter eines Autos geklebt hatte, fand sich kurze Zeit später auf dem Bauch liegend und mit Handschellen gefesselt in einem Gruppenfahrzeug der Polizei wieder. Die Frau war von einem Zivilpolizisten festgenommen worden, der sie sofort nach der Klebeaktion am Handgelenk packte und zum Polizeiwagen zerrte, ohne ihr mitzuteilen, daß er Ordnungshüter sei.

Rüde Maßregelungen handelte sich Sybill Klotz vom Bündnis 90/ Die Grünen ein, als sie, nach Ansicht eines Polizisten, die Kreuzung zu langsam überquerte. „Wenn sie nicht schneller gehen, dann nehme ich sie fest“, habe der Beamte gedroht. Eine Bekannte von Klotz, die eine Auseinandersetzung zwischen mehreren Polizisten und drei Frauen, die bei Rot über die Straße gegangen waren, schlichten wollte, landete ebenfalls bäuchlings auf der Straße. Gegen sie wurde Anzeige wegen Nötigung, Widerstand gegen die Staatsgewalt und Gefangenenbefreiung erstattet. Annabel Wahba

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