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Zaghafter Aufstand bei der CDU-Kandidatenkür

■ Heute abend sollen die beiden letzten Direktkandidaten der CDU für den Bundestag gewählt werden / Interne Kämpfe / Von 13 Kandidaten nur drei Frauen

Die Nominierung der Direktkandidaten für die Bundestagswahl macht der CDU schwer zu schaffen. Ursprünglich sollte die Liste mit den Männern und Frauen für die 13 Wahlkreise schon längst komplett besetzt sein. Doch Rücktritte und parteiinterne Kämpfe verzögerten den bisherigen Ablauf der Abstimmungsmaschinerie. Auch am heutigen Abend, bei denen die beiden letzten noch ausstehenden Kandidaten gekürt werden sollen, droht erneut Streit.

Besonders chaotisch ging es bislang im Wahlkreis Treptow/Köpenick zu, wo der bereits am 10. Februar gewählte Thomas Grobelny nach erheblichem Druck durch die CDU-Spitze wieder aufgab. Die nun vorgesehene Nominierung der Bundestagsabgeordneten Gabriele Wiechatzek aus Reinickendorf stößt jedoch mittlerweile bei der Jungen Union (JU) sauer auf. Gegen den Widerstand des stellvertretenden Landesvorsitzenden, Fritz Niedergesäss, schicken sie das JU-Vorstandsmitglied Andreas Hube ins Rennen.

Nicht weniger quälend verlief die Wahlprozedur in Mitte/Prenzlauer Berg, wo heute abend ebenfalls eine Entscheidung fallen soll. Bereits im Vorfeld blitzte Heinrich Lummer bei den mehrheitlich aus der alten DDR-CDU stammenden Delegierten ab. Der Rechtsaußen sicherte sich schließlich sein Direktmandat in Spandau, wo der Sprecher der Berliner CDU-Bundestagsgruppe und Diepgen-Vertraute Peter Kittelmann nach parteiinterner Kritik nicht wieder antrat. Als Trostpflaster wurde er auf die CDU-Liste zur Europawahl am 12. Juni gehievt. Auch mit der früheren DDR-Schriftstellerin Helga Schubert, die in Mitte/ Prenzlauer Berg gegen den auf der PDS-Liste kandidierenden Zunftkollegen Stefan Heym antreten sollte, hatten die Christdemokraten kein Glück. Nur 48 Stunden nach ihrer Nominierung machte die 44jährige Anfang März nach „intensiver Prüfung der persönlichen Lebensplanung“ einen Rückzieher. Als aussichtsreiche Kandidatin gilt nun die Vorsitzende der Berliner Frauen-Union, Wilma Glücklich. Der ursprünglich ebenfalls gehandelte Gesundheitsstadtrat von Mitte, Joachim Zeller, will im Falle ihrer Kandidatur „nicht mehr antreten“. Daß mit der Nomininierung von Glücklich und Wiechatzek auch der Frauenanteil erhöht werden soll, gab Zeller offen zu. Aus Bonn sei deutlich signalisiert worden, die Partei „nicht zum Machoverein verkommen zu lassen“. Zusammen mit Sabine Bergmann-Pohl gebe es dann ein Frauentrio auf der 13köpfigen CDU-Kandidatenliste. Eine Schlappe mußte im Wahlkreis 250 (Tiergarten, Weddding und Charlottenburg Nord) vor geraumer Zeit der CDU-Generalsekretär Dieter Ernst hinnehmen. Seine Niederlage gegen Siegfried Helias, Mitglied des Abgeordnetenhauses, wurde intern als Affront gegen den CDU-Landesvorsitzenden und Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen gewertet. Severin Weiland

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