Mord am Ku'damm aufgeklärt

■ Zwei Festnahmen im Fall des vor einem halben Jahr getöteten Düsseldorfer Rechtsanwalts / Teilgeständnis

Der Tod von Hans-Jürgen Lethgau, der am 28. September vergangenen Jahres in einem Geschäftshaus am Kurfürstendamm 220 durch mehrere Schüsse niedergestreckt wurde, schien alle Merkmale eines Wirtschaftskrimis aufzuweisen: Lethgau war Düsseldorfer Rechtsanwalt und ehemaliger Manager des Flugriesen LTU, der als Liquidator millionenschwere Grundstücke in Brandenburg veräußerte.

Doch der Fall des 56jährigen, dessen Lebenshintergrund als Immobilienhändler eine Flut von Spekulationen auslöste, entpuppt sich jetzt als private Tragödie. Als Hauptverdächtiger gilt nun ein Nebenbuhler der damaligen Freundin des Juristen. Der mutmaßliche Täter, ein 29jähriger KFZ-Gutachter, wurde diese Woche von der Polizei im nordrhein-westfälischen Neuss zusammen mit der früheren Geliebten des Rechtsanwalts, Petra O., festgenommen.

Vorausgegangen waren intensive Ermittlungen, bei denen die Beamten vor allem Spuren im Immobilien- und Rotlichtmilieu nachgegangen waren. Auch Hinweisen nach einer möglichen Verwicklung von Lethgau in Grundstücksgeschäfte mit ehemaligen Stasi-Mitarbeitern waren erfolglos geblieben.

Erst durch einen Hinweis hatte die Kripo ihre Arbeit auf das persönliche Umfeld des Getöteten verlagert und war dabei auf das schon mehrere Jahre bestehende Dreiecksverhältnis gestoßen. Nach der gestrigen Version der Kriminalpolizei soll Lethgau hinter die Beziehung von R. und O. gekommen sein. Als die Frau sich schließlich seinem Wunsch nach Abbruch der Beziehung zu dem jüngeren Mann fügte, habe R. einen „gewissen Haß“ gegen Lethgau entwickelt, meinte gestern der Leiter der 1. Mordkommission, Karl Flohr.

Gerd R., dem Mord und Anstiftung zum Mord vorgeworfen werden, legte nach Angaben der Polizei mittlerweile ein Teilgeständnis ab. Vor dem 28. September habe er bereits versucht, einen Killer anzuheuern, erklärte Kriminalhauptkommissar Flohr.

Zwar bemühten sich gestern Polizei und Staatsanwaltschaft, den Fall als weitgehend geklärt zu verkaufen. Nach wie vor sind jedoch viele Details offen. So bestreitet R. nach Aussage der Kripo, die Tat selbst ausgeführt zu haben. „Wir wissen nicht, wer die Schüsse abgefeuert hat“, mußte Flohr auf Nachfrage eingestehen. Auch sei die Tatwaffe noch nicht gefunden worden.

In welcher Form die 35jährige Bürokauffrau, der Beihilfe zum Mord angelastet wird, dem Hauptverdächtigen bei der Tat beiseite gestanden hat, ist ebenfalls noch unklar. Bislang gebe es noch keine Anhaltspunkte, daß sie selbst am Tatort in Berlin gewesen sei, erklärten gestern übereinstimmend Kripo und Staatsanwaltschaft.

Ob auch finanzielle Gründe im Spiel gewesen sind – Lethgaus Testament zufolge hätte die Freundin einen Teil des Millionenvermögens geerbt –, war nicht zu erfahren. Staatsanwalt Harald Verheyen ließ sich lediglich die Bemerkung entlocken, daß es bei der Tat „auch um Testamentsdinge ging“. sev