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Ein Netzwerk gegen Rassismus

■ „United“ verbindet 182 Organisationen aus 36 Ländern

„So etwas wie nach Solingen passiert uns nicht mehr“, versichert Jürgen Schaefer, „da stand ein Häufchen Demonstranten vor der deutschen Botschaft in Paris, und im übrigen Europa war Schweigen im Walde.“

Schaefer ist einer der hauptamtlichen Mitarbeiter von „United“, einem internationalen Netzwerk gegen Nationalismus, Rassismus und Faschismus. Seit eineinhalb Jahren versucht United von Amsterdam aus Anti-Rassismus- Gruppen und Flüchtlingsorganisationen zusammenzubringen und ihre Aktionen und Konferenzen abzustimmen.

Vom 19. bis 27. März steht eine europaweite Aktionswoche gegen Rassismus auf dem Programm (siehe auch „Tour d'Europe). United legt Wert darauf, daß das Büro weder die niederländischen Fackelzüge noch die öffentlichen Debatten in dänischen Schulen, noch sonst etwas organisiert. „Wir koordinieren nur“, meint Mitarbeiter Geert Ates, „jede Organisation muß selbst wissen, wozu sie in der Lage ist.“ 182 Gruppen aus 36 Ländern haben sich dem Netzwerk inzwischen angeschlossen, vom Irischen Flüchtlingsrat über die ungarische Antifasistza Akci (AFA) bis zur österreichischen Naturfreundejugend. Im „Telefonbuch für Internationalismus“ sind Adressen von weiteren 1.500 Gruppen zusammengetragen. Die sehr unterschiedlichen Motive und Vereinsziele haben sich bisher nicht nachteilig ausgewirkt. „Wir vermeiden, uns inhaltlich festzulegen“, räumt Schaefer ein, „in erster Linie vermitteln wir Kontakte und geben praktische Unterstützung.“

Es habe sich sogar als sinnvoll herausgestellt, verschiedene Organisationen zusammenzubringen. „Zum Beispiel gibt es viele AntiRassismus-Gruppen, die relativ klein sind und die, wenn sie etwa mit kirchlichen Jugendorganisationen oder Gewerkschaften zusammenarbeiten, plötzlich eine Massenwirkung erzielen können.“ Auf der anderen Seite stünden größere Organisationen oft vor dem Problem, daß ihre Mitglieder zwar motiviert seien, aber nicht über die nötigen Kenntnisse, etwa über Flüchtlingsströme und nationale Asylbestimmungen, verfügten.

Beim Geld allerdings hört die Zusammenarbeit meist auf. „Fondsrising ist das Geheimste“ erzählt Ates, „selbst befreundete Gruppen reden untereinander nicht über ihre Geldquellen.“ United, das sich unter anderem aus öffentlichen Quellen wie Europarat oder Europäische Union finanziert, hat da weniger Hemmungen: „Was wir über Geldgeber wissen, sagen wir auch weiter“, sagt Schaefer trocken. Bei Konferenzen und Seminaren gehört Mittelbeschaffung inzwischen fast zum Standardprogramm. Vor kurzem etwa hat United einen Spezialisten der EU eingeladen, der in Brüssel die Anträge unabhängiger Gruppen auf Finanzzuschüsse bearbeitet. Der habe erzählt, so Schaefer, „wie Anträge gestellt sein müssen, damit sie eine gute Chance haben“. Alois Berger, Brüssel

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