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Kammer läßt prüfen

■ Notar soll jetzt Licht in dunkle Verhältnisse beim bbi bringen

Die skandalösen Zustände im „Berufsbildungsinstitut“ (bbi) der Angestelltenkammer sollen jetzt von der Notarssozietät Gätjen, Horn und Partner durchleuchtet werden. Das kündigte Kammer-Geschäftsführer Eberhard Fehrmann gestern an. Geklärt werden soll dabei vor allem, ob sich die inzwischen zurückgetretenen bbi-GeschäftsführerInnen Gerald Graubner und Marion Seevers oder die Vertreter der Angestelltenkammer in der bbi-Gesellschafterversammlung illegal oder rechtlich bedenklich verhalten haben. Den über 100 hauptamtlich Beschäftigten des Weiterbildungsträgers versicherte Fehrmann gestern noch einmal: „Die Kammer steht zum bbi und seinen Arbeitskräften, wir können uns hier nicht aus der Verantwortung stehlen.“

Vorangegangen war dieser Ankündigung gestern die Versicherung der neuen Kammer-Präsidentin Irmtrud Gläser: „In Bezug auf das bbi gibt es nichts zu vertuschen und zu verbergen.“ Und Hans Jürgen Rauscher und Hans-Werner Steinhaus, seit 2. März als neue Geschäftsführer für das bbi verantwortlich, versicherten, daß die in der Bilanz 92 ausgewiesenen Verbindlichkeiten ihrer Firma in Höhe von 5,3 Millionen Mark „auf der Aktivseite der Bilanz voll durch Anlage- und Umlauf-Vermögen gedeckt sind.“ Die Bilanz für das Jahr 1993 sei noch nicht fertig, es stehe jedoch bereits fest, daß darin der ausgewiesene Verlust „weit geringer sein wird als 1992“. Von einer Überschuldung könne daher nicht die Rede sein. Zudem müsse die Kammer sowieso „seit der Aufhebung des Gewinnabführungs- und Verlustübernahmevertrages zwischen bbi und Angestelltenkammer per 1.1.89 für eventuell auftretende Verluste beim bbi nicht einstehen“.

Dieser positiven Version der Dinge hatte die von der Kammer eingesetzte Hamburger Unternehmensberatung „Meyer und Partner“ allerdings weit skeptischere Ergebnisse entgegengestellt. Das bbi befindet sich „in einer wirtschaftlichen Krise“, deren Dimension größer sei als die Bilanz 1992 ausweise, heißt es dort. Und weiter: „Die Krise ist nicht allein bedingt durch die Verluste in internationalen Projekten und durch den Konkurs der transfer GmbH, sondern struktureller Natur.“

Trotz des offenbar auch in der Kammer vorhandenen weiteren Aufklärungsbedarfs will die DGB-Mehrheit in der Vollversammlung an ihrem Plan festhalten, die wirtschaftliche Neuorganisation der Kammer-Weiterbildung am 29. März „im Grundsatz“ zu beschließen. Eine Folge davon wäre, daß das bbi als Tochter einer dann auch als GmbH verselbständigten „Wirtschafts- und Sozialakademie“ der Kontrolle durch die Kammer-Selbstverwaltung noch weiter entzogen wird, als es bisher bereits der Fall ist. Ase

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