: Die „letzten Zeugen“ sterben.
■ Bezirk will historische Häuser in Altona retten
Sie sind nicht schön, aber selten. Die Häuser Max-Brauer-Alee 162-166 künden noch von industrieller Revolution und proletarischer Armut. Deshalb wollen sämtliche Altonaer Parteien die vom Verfall bedrohten Gebäude retten. Doch zur Renovierung fehlt das Geld.
Die Häuserzeile wurde Mitte des vergangenen Jahrhunderts erbaut. Die proletarischen Wohnquartiere entstanden damals zu Hunderten in der erst dänischen, dann preußischen Stadt Altona/Elbe. Mittlerweile aber sind die Gebäude an der Altonaer Verkehrsader die letzten ihrer Art. „Sie stellen einen stadtgeschichtlich unwiederbringlichen Wert dar, weil es sich bei ihnen praktisch um die letzten Zeugen des frühen industriellen Wohnungsbaus handelt“, heißt es in einem Altonaer Allparteienbeschluß zum Erhalt der maroden Häuser.
Trotz zentraler Lage steht der Häuserkomplex seit langem fast leer - bis auf einen türkischer Imbiß. Die anderen Eingänge sind zugemauert, statt Glas dichtet Pappe die Fensterrahmen ab. Seit Jahren bemühen sich Bezirk und Stadterneuerungsgesellschaft (Steg) um einen Rettungsplan, sogar die Lawaetz-Stiftung wurde bereits beauftragt, ein Zukunfts-Konzept zu erstellen.
Danach sollte eine Schuldnerberatung und der Beschäftigungsträger „Bauen und Bilden“ hier einziehen, daneben im Dachgeschoß Wohnungen für „sozialgefährdete Jugendliche“ eingerichtet werden. Doch Baubehörde, Wohnungsbaukreditanstalt und Stadtentwicklungsbehörde kamen übereinstimmend zu dem Ergebnis, daß „ein solches Projekt unfinanzierbar“ sei. Denn laut Lawaetz kostet eine Instandsetzung der heruntergekommenen Gebäude pro Quadratmeter 700 Mark mehr als ein Neubau.
Die Finanzbehörde, der das Grundstück gehört, würde am liebsten plattmachen, hat bislang aber keinen Abrißantrag beim Bezirk gestellt. Der gültige Bebauungsplan hingegen sieht den Erhalt der Häuser vor, und die Bezirksversammlung Altona beschloß auf ihrer letzten Sitzung den Abbruch zu verhindern. Doch aus welchen Quellen der für eine Instandsetzung notwendige Geldregen sprudeln soll, kann zur Zeit niemand sagen. Marco Carini
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