Energietechnologie: Klein ist fein

■ Im CCB tagen Deutschlands Stadtwerke über Energiesparen

„Mit unseren bisherigen Großtechnologien haben wir keine lebensfähigen Ökosysteme gestaltet, sondern Mißgeburten und Leichname. Die besten Lösungen für Energieprobleme sind dezentral und fehlerfreundlich, sie verlangen Phantasie und Flexibilität. Die gibt es aber kaum noch in den zu Behörden entarteten Großkonzernen, wo Erfinder nur stören.“ Frederic Vester, Professor aus München und Öko-Vordenker, las gestern den Teilnehmern an der Fachtagung „Energie sparen – Umwelt schonen“ in seinem Eröffnungsvortrag kräftig die Leviten.

Noch bis zum Freitag tagt die „Arbeitsgemeinschaft kommunaler Versorgungsunternehmen zur Förderung rationeller, sparsamer und umweltschonender Energieverwendung und rationeller Wasserverwendung“ (ASEW) in Bremen, um über „Kommunale Beiträge zum Klimaschutz in Europa“ zu beraten. In der ASEW sind die Stadtwerke aus fast 200 bundesdeutschen Kommunen zusammengeschlossen. Neben Workshops zu den Themen wie „Energiesparen“, „Erneuerbare Energiequellen“ oder „Umweltschonende Verkehrssysteme“ können Fach- und sonstige BesucherInnen im CCB auch in einer Ausstellung zum Thema Energietechnologie lustwandeln.

Daß das Ziel Energiesparen nicht aus der Luft gegriffen ist, betonte der grüne Umweltsenator Ralf Fücks. Die angestrebte Reduktion des Treibhausgases CO2 um 80 Prozent bis 2050 sei nur bei einer „grundlegenden Reform unseres industriellen Systems“ möglich. Fücks wies darauf hin, daß der Rückgang beim Ausstoß des Gases in den letzten Jahren nicht einem ökologischen Umbau der Industrie, sondern dem Zusammenbruch der Wirtschaft in den neuen Ländern zu verdanken ist.

„Alle reden nur davon, wie der Energiebedarf zu decken ist, und nicht wie er überhaupt entsteht“, meinte Querdenker Vester. ExpertInnen sähen das Energieproblem isoliert, es müsse aber vernetzt gedacht werden. Vesters These: Es gibt nicht zuwenig Energie, sondern wir verbrauchen zuviel: „Die Evolution verläuft in Richtung weniger Energieverbrauch pro Körpergewicht. Gemessen an diesem Fortschritt der Effizienz war die industrielle Entwicklung der letzten 150 Jahre ein Rückschritt in der Evolution der Spezies Mensch.“ Die Alternative zur donosaurier-Technologie liege in höherer Effizienz durch andere Organisation: Verbundsysteme, Verhinderung von Verschwendung, Renerative Energiequellen. „Der größte Teil der Primärenergie geht heute ungenutzt in die Umwelt. Diese Abwärme stellt einen Energieverlust von 100 Mia Mark dar. Das ist gerade soviel wie der jährliche Umsatz auf dem deutschen Heizwärmemarkt.“ bpo