: Zurück zu den Tulpen
■ Kleine Waldbühne Moabit will unbedingt Thornton Wilder spielen
Mit sadistischem Eifer könnte man sich dranmachen und das gründlich mißlungene Bemühen der Kleinen Waldbühne zerpflücken. Man könnte die Enttäuschung über miserables Off-Theater breittreten, die Wut über verschwendete Zeit hinausposaunen und erzählen von dem Frust, den solch ein Abend hinterläßt. Man könnte. Und hat es schon getan. Es mußte einfach heraus. Auch wenn von dieser Aufführung niemand nachweisbaren Schaden davontragen wird: Hiervor muß gewarnt werden.
In Moabit hat ein Florist Regie geführt und im Hinterzimmer seines Blumenladens die christlich- durchgeistigten „3 MinutenSpiele“ und einen Einakter Thornton Wilders in Szene gesetzt. Diese frühen Texte gehören ohnehin nicht zum Besten, was Wilder verfaßte. Der hauptberufliche Blumenverkäufer Heinrich Kastens nun quälte uns und die Darstellerinnen mit einer sich in hohler Gestik erschöpfenden Schauspielerei. Illustrierend kam eine Heimdiashow vom letzten Urlaub hinzu, inklusive eines untermalenden, meditativen Klangteppichs.
Auch wenn Kastens sich tapfer an Wilders Vorgabe des kommentierenden Spielleiters hielt – wieso inszeniert er diese Stücke, wenn er auch ihren letzten leisen Humor mit solchem Dilettantismus zur Strecke bringt? Als existenzsichernde Maßnahme sei bestenfalls geraten: Gehet hin und kaufet bei ihm Blumen! Petra Brändle
Weitere Aufführungen heute und morgen und dann bis auf weiteres Freitag bis Sonntag 20 Uhr, in der Kleinen Waldbühne, Waldstraße 38, Moabit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen